Der Pianist Jeonghwan Kim gewann 2022 den 1. Preis des Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerbs (FMBHW) im Fach Klavier. Im Interview erzählt er von seiner Erfahrung.
Sie haben als Pianist 2022 den 1. Preis des Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerbs (FMBHW) im Fach Klavier gewonnen. Für welche Hochschule haben Sie teilgenommen und was ist Ihr musikalischer Hintergrund?
Jeonghwan Kim: Ich studiere an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Ich bin in Seoul geboren, lebe aber schon seit elf Jahren in Berlin und habe hier das Musikgymnasium C.Ph.E.Bach besucht. Als ich am Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb teilgenommen habe, war ich im dritten Semester meines Bachelor-Studiums.
Wie lief der Bewerbungsprozess für den FMBHW intern an der Hochschule ab?
Das lief bei mir ganz unkompliziert. Mein Professor hat mir die Teilnahme am Wettbewerb empfohlen und ich habe zugesagt. Danach war alles klar und ich begann sofort mit den Vorbereitungen für den Wettbwerb.
Ist man vor so einem Wettbewerb nervös?
Am Anfang habe ich mir keine Sorgen gemacht, aber als ich dann zum ersten Mal im Saal war, bin ich doch sehr nervös geworden. Ich war sogar nervöser als bei den internationalen Wettbewerben, an denen ich teilgenommen habe.
Wie haben Sie sich auf den Wettbewerb vorbereitet?
In erster Linie habe ich intensiver geübt als sonst, darüber hinaus habe ich aber keine weiteren Vorbereitungen getroffen. Ich habe einfach versucht, die Stücke, die ich für den Wettbewerb ausgewählt hatte, bestmöglich vorzubereiten. Vor allem das Mendelssohn-Konzert, das in der Finalrunde gespielt werden musste, habe ich extrem gründlich einstudiert. Daneben habe ich auch versucht, möglichst viele Inspirationen von anderen Stücken Mendelssohns, wie dem Sommernachtstraum, seinen Sinfonien und Liedern ohne Worte zu sammeln.
Haben Sie das Programm selbst zusammengestellt oder zusammen mit Ihrem Professor?
Das Programm habe ich größenteils selbst zusammengestellt. Natürlich hat mein Professor Konrad Engel noch einmal drüber geschaut und ein paar Vorschläge und Korrekturen gemacht, aber ansonsten war ich ganz frei in der Auswahl.
Wie haben Sie den Wettbewerb an sich erlebt?
Der FMBHW unterscheidet sich von anderen Wettbewerben darin, dass man nach der Bekanntgabe der Ergebnisse der ersten Runde gleich am nächsten Tag die zweite Runde bestreiten muss. Noch am selben Tag gibt es dann das Ergebnis für die zweite Runde und dann am nächsten Tag schon die Finalrunde. Das heißt, es gibt sehr wenig Zeit zwischen den Wettbewerbsrunden und für mich war das eine der anstrengendsten Woche, die ich je hatte.
Das klingt stressig, aber Sie sind offenbar gut durch diese rasante Phase gekommen …
… ja, ich habe vor allem sehr schnell gelernt, wie man sich die wenige Zeit am besten einteilt, wie man effektiv an die Aufgaben herangeht und wie man mit dem Stress dabei umgeht.
Haben Sie schon während des Wettbewerbs eine Ahnung gehabt, dass Sie gewinnen könnten? Kann man in dieser Situation die Reaktionen der Jury deuten?
Nein, das war ziemlich überraschend. Ich war gar nicht sicher, ob ich überhaupt durch die erste Runde kommen würde. Ich habe stattdessen versucht, gar nicht darüber nachzudenken und mich nur auf die Musik zu konzentrieren.
Haben Sie irgendwie erfahren, was das Ausschlaggebende war, warum Sie gewonnen haben?
Nein, von den Jurys habe ich nicht so viel mitbekommen. Es gab natürlich Gespräche mit anderen Teilnehmenden, aber ich habemit niemandem aus der Jury gesprochen.
Ist die Teilnahme am FMBHW ein Karrieresprung für Sie gewesen, haben sich dadurch mehr Aufträge oder Konzertmöglichkeiten ergeben?
Das würde ich schon sagen. Nachdem ich den FMBHW und den Preis der Freunde Junger Musiker gewonnen habe, habe ich viele Möglichkeiten bekommen, bei kleineren und größeren Konzerten zu spielen. Generell sind solche Wettbewerbe auch gute Ziele, auf die man hinarbeiten kann. Mir hat das sehr geholfen. Auch der Wettbewerb an sich war hilfreich – ich konnte dort mit den verschiedensten Stücken auftreten und habe dadurch auch mein Repertoire erweitert und Bühnenerfahrung gesammelt. Darüber hinaus ergeben sich natürlich bei solchen Events auch immer gute Kontakte, man tauscht sich aus und lernt neue Leute kennen.
Der FMBHW ist ja ein besonderer Wettbewerb, durch sein Alter, aber auch durch die Art des Wettbewerbs mit den verschiedenen Fächern und den schnell aufeinander folgenden Runden. Unterscheidet sich der Wettbewerb grundsätzlich von anderen, ähnlichen Veranstaltungen?
Bei internationalen Wettbewerben kommen Musiker:innen aus der ganzen Welt zusammen, aber der FMBHW ist ja ein exklusiver Wettbewerb deutscher Hochschulen. Dort nehmen nur Studierende aus Deutschland teil und das ist schon speziell. Vielleicht war ich deswegen auch bei dem Wettbewerb nervöser als bei anderen, weil ich wusste, dass das Niveau an deutschen Musikhochschulen sehr hoch ist. Der Wettbewerb an sich läuft ja genauso ab wie andere Wettbewerbe, mit dem einzigen Unterschied, dass die Runden in so kurzer Zeit aufeinander folgen. Normalerweise hat man zwischen den Runden immer ein bisschen Zeit, kann nachjustieren und sich weiter vorbereiten. Beim FMBHW kann es theoretisch sein, dass man Abends das Ergebnis erfährt und schon am nächsten Morgen wieder spielen muss – das ist schon herausfordernd.
Haben Sie einen Tipp für die Teilnehmer, die 2023 in den Wettbewerb gehen?
Einen wirklichen Tipp habe ich nicht, außer, dass man sich wirklich intensiv vorbereiten und sein Bestes geben sollte.
Jeonghwan Kim spielt am 13. Januar 2023 ein Espresso-Konzert im Konzerthaus Berlin. Infos und Tickets dazu gibt es hier