Die Ausstellung „hello world“ warf einen kritischen Blick auf die Sammlungen der Nationalgalerie. Auch der Direktor der Nationalgalerie, Udo Kittelmann, blickt zurück auf 10 spannende Jahre.
Was hat sich in Ihrem Haus in den letzten 10 Jahren geändert?
Kurz gesagt: Das Ausstellungsprogramm hat sich internationalisiert, es ist vielfältiger geworden, es bezieht deutliche Stellung gegenüber relevanten gesellschaftlichen Themen. Das Publikum ist sehr viel jünger und auch internationaler geworden. Darüber hinaus konnte die Nationalgalerie eine Perspektive über die letzten Jahre erzielen, die auch räumlich in Zukunft weitere Möglichkeiten zur Präsentation von Kunst geben wird. Ich denke da vor allen Dingen an den geplanten Neubau für das Museum des 20. Jahrhunderts und, nicht zu vergessen, die längst überfällig gewesene Sanierung des Mies van der Rohe Baus.
Auf welches Projekt, welche Ausstellung, welche Publikation sind Sie besonders stolz und warum?
Es sind immer die aktuellen und die zukünftigen Projekte, auf die man mit Freude schaut. Insofern, also ganz aktuell, das Ausstellungsprojekt „Hello World. Revision einer Sammlung“ im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, das hoffentlich eine andere und globalere Perspektive für die Nationalgalerie in ihrer Gesamtheit aufzeigt. Nicht unerwähnt sollten bleiben die überaus zahlreichen Neuerwerbungen und Schenkungen vom 19. Jahrhundert an bis in die jüngste Gegenwartskunst hinein, die die Nationalgalerie trotz eines kaum nennenswerten Ankaufsetats dank großzügiger Förderer und Sammlerpersönlichkeiten, Künstlerinnen und Künstler erhalten hat. Ich möchte an dieser Stelle nur eine, die Fülle und den Reichtum der Erwerbungen herausstellende Arbeit, nämlich Pierre Huyghes „Zoodram 6 (after "Sleeping Muse" by Constantin Brancusi)“, 2013, nennen, die ich schon jetzt zu den Ikonen des 21. Jahrhunderts zähle. Und wenn es schon um Stolz geht, dann empfinde ich ein solches Gefühl vor allen Dingen gegenüber allen meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die diese Wegstrecke gemeinsam mit mir gegangen sind.
Womit sind Sie am schönsten gescheitert?
Scheitern ist niemals schön, insofern möchte ich hier kein Scheitern explizit herausstellen.
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Der Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin beherbergt reiche Sammlungen zeitgenössischer Kunst. Er ist das größte Haus der Nationalgalerie, deren Bestände zudem in der Alten Nationalgalerie, der Neuen Nationalgalerie, dem Museum Berggruen und der Sammlung Scharf-Gerstenberg zu finden sind.
Wie der Namen verrät, diente der Hamburger Bahnhof einst einem ganz anderen Zweck. 1846 als Bahnhof eröffnet, musste er bereits 1884 wieder schließen. Seit 1996 bietet das renovierte und nun erweiterte Gebäude Raum für die Zeitgenössische Kunst.
Website des Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart - Berlin
Was hat Sie am meisten überrascht?
Die Geschwindigkeit, der immer wieder Einhalt geboten wird, aber das ist wohl der Lauf der Dinge.
Wo sehen Sie Ihr Haus 2028 - Was sollte in den nächsten 10 Jahren passieren?
Bis dahin sollte es hoffentlich gelingen, die Häuser der Nationalgalerie entsprechend ihrer kulturellen und gesellschaftlichen Relevanz auf steinerne Fundamente gestellt zu haben. Und das in einer Stadt, deren Bodenverhältnisse vorwiegend sandig sind.