Die Fäden in der HandStabi koordiniert zentrale Projekte der nationalen Forschungsinfrastruktur

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Die Staatsbibliothek zu Berlin bündelt Expertise, Strategie und Vernetzung: Als Koordinatorin zentraler nationaler Digitalisierungs- und Infrastrukturprojekte der DFG gestaltet sie die Zukunft der Forschungsdatenlandschaft aktiv mit. Ob rechtssichere Digitalisierung, die Weiterentwicklung der Fachinformationsdienste oder die Mitwirkung in der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur – hier laufen die Fäden zusammen.

Die Staatsbibliothek zu Berlin (Stabi) hat in den vergangenen Jahren immer wieder erfolgreich nationale Projekte (mit)verantwortet und internationale Verbundvorhaben gesteuert – darunter den Aufbau etwa des neuen Handschriftenportals oder von Europeana Newspapers. Aktuell beweist sie ihre Koordinierungskompetenz in mehreren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Initiativen, die in der Generaldirektion der Stabi bei Reinhard Altenhöner gebündelt sind: In der Pilotphase zur Digitalisierung und Bereitstellung (noch) rechtebewehrter Objekte, der Weiterentwicklung des Systems der Fachinformationsdienste für die Wissenschaft, dem NFDI4Culture-Konsortium (NFDI) und Base4NFDI, dem Strukturprojekt zur Unterstützung der Basic Services in der NFDI. Ebenso herausfordernd wie perspektivenreich ist dabei vor allem die zuerst genannte Aufgabe: 

Zugang schaffen, Objekte freischalten

Bislang förderte die DFG Digitalisierungsvorhaben nur, wenn die Aufnahmen anschließend direkt im Open Access zur Verfügung stehen. Doch gerade bei Archivmaterialien, Fotos, Audio- und Videoquellen oder Handschriften verhindern urheber-, daten- oder archivrechtliche Bestimmungen oft eine sofortige Freigabe. Mit der Pilotphase adressiert die DFG diese Herausforderungen. Derzeit entwickeln 13 Teilprojekte an verschiedenen Institutionen in ganz Deutschland technische und organisatorische Lösungen, um solche Materialien rechtskonform digital zur Verfügung zu stellen. Auch, wenn (noch) kein uneingeschränkter Open Access möglich ist. Entstehen sollen Workflows, Tools und Anwendungsprofile, die auch für andere Einrichtungen nutzbar sind.

Oranges Logo auf hellem Grund
Logo der DFG-Pilotphase zur Bereitstellung noch rechtebewehrte Objekte

Koordination in Berlin – Vernetzen, beraten, vermitteln 

Diese dislozierten  Vorhaben gilt es zusammenzuhalten: Seit August 2025 vernetzt Katharina Scheerer als Leiterin der an der Stabi angesiedelten Koordinierungsstelle die Projekte untereinander, identifiziert gemeinsame Herausforderungen und berät die DFG bei der Ausrichtung weiterer Förderungen.

Dafür steht sie in engem Kontakt mit den Partnerinstitutionen wie dem Landesarchiv Baden-Württemberg, der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen sowie dem Landesmuseum Württemberg. Auf Tagungen wie „Zugang gestalten“ vertritt sie zudem das Gesamtprojekt nach außen. 

Bereits jetzt zeigt sich: Viele Projekte stoßen auf ähnliche Probleme, etwa wenn es darum geht, Daten so zu anonymisieren, dass Gesichter und Stimmen nicht durch generative KI-Programme rekonstruiert werden können. Als Koordinatorin der Pilotphase bringt Scheerer die Akteure an einen Tisch und sorgt dafür, dass gemeinsam mit der DFG Lösungen entstehen. Neben der Koordinierung ist die Stabi mit gleich zwei weiteren Teilprojekten an der Pilotphase beteiligt.

Fachinformationsdienste strategisch weiterentwickeln

Neben der Pilotphase zur Digitalisierung übernimmt die Stabi auch eine zentrale Rolle im von der DFG geförderten Projekt „FID-Netzwerk: Koordinierung und Weiterentwicklung zum FIDplus-System (2025–2027)”. Gemeinsam mit ihren Partnereinrichtungen, der SUB Hamburg (Bereich Governance) und der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt (Bereich Technik), gestaltet die Stabi die Zukunft des Systems der Fachinformationsdienste maßgeblich mit. Insbesondere verantwortet sie durch Jana Eileen Fabrizius den Handlungsbereich Kommunikation und Marketing. Mit diesem Koordinierungsprojekt leistet die Stabi einen entscheidenden Beitrag zur langfristigen Sicherung, Sichtbarkeit und Weiterentwicklung des erfolgreichen FID-Modells.

Das FID-System hat vor elf Jahren das seit 1949 bestehende System der Sondersammelgebiete (SSG) abgelöst und damit eine neue Ausrichtung der wissenschaftlichen Informationsversorgung eingeleitet. Mit der DFG-Förderlinie „Fachinformationsdienste für die Wissenschaft“ erfolgte ein grundlegender Paradigmenwechsel: Der Fokus verlagerte sich von traditionellen Sammlungen hin zu einem bedarfsorientierten System, das digitale Ressourcen und forschungsnahe Dienste in den Mittelpunkt stellt.

Da die ersten FID-Einzelprojekte im Jahr 2026 das Ende ihrer Förderlaufzeit erreichen, hat die DFG die erweiterte Förderlinie FIDplus ins Leben gerufen. Das Ziel besteht darin, das FID-Netzwerk langfristig zu stabilisieren und dessen Strukturen nachhaltig zu stärken. Die Stabi trägt mit dem Bereich Kommunikation und Marketing zu einem reibungslosen Übergang ins neue System bei.

Grafik: Mind map
NFDI Grafik

Infrastrukturen schaffen und mitgestalten

Ein weiteres System, das sich gerade im Aufbau befindet ist die Nationale Forschungsdaten Infrastruktur (NFDI). Die Stabi engagiert sich in diesem Zusammenhang auf verschiedene Weise: Neben ihrer Beteiligung an den Konsortien NFDI4Culture, 4Memory und NFDI4Objects ist sie auch in Base4NFDI aktiv an der Gestaltung dieses wissenschaftsunterstützenden Großvorhabens beteiligt. 

Die NFDI besteht derzeit aus 26 Fachkonsortien, die sich innerhalb ihrer jeweiligen Disziplin um Fragen rund um Forschungsdaten kümmern. Dabei unterscheiden sich die Kontexte oft stark – von Anforderungen im Umgang mit personenbezogenen Daten in der Medizin über den KI-gestützten Abgleich von Abbildungen bis zu massiven Datenmengen in der Weltraumforschung. 

Base4NFDI unterstützt die in fächerübergreifenden Sektionen organisierten Konsortien bei der Entwicklung von Basic Services, die für alle Konsortien eine Rolle spielen wie z.B. ein übergreifendes Authentifizierungssystem oder den Umgang mit Persistenten Identifiern, aber auch bei Datenmanagementplänen und Terminologie-Services. Als Section Liaison Officer bringt Eva-Lotte Rother seit Anfang Juli 2025 die Stärken und das Wissen der Stabi in diesen Zusammenhängen mit in den Prozess ein.