Am 19. Oktober 2025 findet zum achten Mal der Europäische Tag der Restaurierung statt. Auch die Einrichtungen der SPK öffnen an diesem Sonntag ihre Türen und stellen die essentielle Arbeit derjenigen vor, die hinter den Kulissen für den Erhalt wertvollster Kulturgüter sorgen. Zeit, ihre Arbeit näher kennenzulernen – bei einem Besuch im Hamburger Bahnhof.

Der achte Europäische Tag der Restaurierung in der SPK
In den Restaurierungsateliers der Gemäldegalerie, des Kupferstichkabinetts, der Kunstbibliothek, des Hamburger Bahnhofs oder des Humboldtforums können Besucher*innen mit Fachleuten am Tag der Restaurierung (19. Oktober 2025) einen Blick hinter die Kulissen der Museumsarbeit werfen. Auch das Musikinstrumenten-Museum und die Staatsbibliothek bieten Führungen durch ihre Werkstätten an, etwa zur Erhaltung von Instrumenten für zukünftige Generationen oder zu Handschriften auf außergewöhnlichen Materialien wie Palmblatt oder Birkenrinde.
Foto: SPK / Killisch
Etwa 130 Restaurator*innen arbeiten in den Häusern und Instituten der SPK – von Gemäldegalerie bis zur Staatsbibliothek zu Berlin. Dass die Anzahl der Mitarbeitenden in diesem Fachbereich so groß ist, überrascht nicht bei über fünf Millionen Museumsobjekten, elf Millionen Büchern und Schriften, 3.500 Musikinstrumenten und 35 laufende Regalkilometer Akten im Besitz der Stiftung.
Mit Expertise und Leidenschaft stellen die Restaurator*innen der SPK sicher, dass die Museen, Bibliotheken und Archive der Stiftung die ihnen anvertrauten Kulturgüter sachgemäß verwahren und der Öffentlichkeit präsentieren können. SPK-Präsidentin Marion Ackermann nannte die Restaurierung unlängst ein „zentrales Kompetenzfeld der Stiftung, ohne das museale Einrichtungen kaum bestehen könnten.“ Und doch bekommen Museumsbesucher*innen von dieser so wichtigen Arbeit im Alltag kaum etwas mit.

Nationalgalerie der Gegenwart. Foto: SPK / Killisch
Der Tag der Restaurierung soll dies ändern. Alljährlich stellen Restaurator*innen europaweit ihr Berufsfeld vor. Auch der Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart bemüht sich tatkräftig die Arbeit seines Restaurierungsteams im Museumsalltag präsenter werden zu lassen. So waren Besucher*innen in der Veranstaltungsreihe „Zeig doch mal!“ dazu eingeladen, den Restaurator*innen des Hamburger Bahnhofs über die Schulter zu schauen und Fragen an sie zu stellen. Auch am Tag der Restaurierung selbst öffnen die Restaurator*innen des Hauses die Türen zu ihren Ateliers. Ihre Arbeit ist vielfältig, denn der Hamburger Bahnhof bewahrt und zeigt ein breites Spektrum an multimedialer Kunst. Dies macht Spezialisierungen auf Seiten des Restaurierungsteams notwendig und sorgt dafür, dass sich im Museum ein breites Expert*innenwissen versammelt hat.

Der Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart
Der Hamburger Bahnhof war einer der großen Berliner Kopfbahnhöfe des 19. Jahrhunderts – ein Ort des Ankommens, des Aufbruchs und des Übergangs. Bis heute prägt diese Geschichte das Museum für zeitgenössische Kunst im Zentrum Berlins. Das Gebäude spiegelt zentrale Momente deutscher Geschichte: von der Industrialisierung über Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, Teilung und Mauer, bis hin zur wiedervereinten Hauptstadt. 2026 feiert der Hamburger Bahnhof seinen 30. Geburtstag mit einem vielseitigen Jahresprogramm.
Foto: SPK / Killisch
Schon vor dem Betreten des eigentlichen Museumsgebäudes beginnt der Arbeitsbereich der Restaurator*innen: der Hamburger Bahnhof beheimatet eine Vielzahl ortsspezifischer Kunstwerke im und um das Museumsgebäude. Da ist zum Beispiel John Knights „The Right to be Lazy (Das Recht auf Faulheit)“ – ein grasbewachsenes Rondell vor dem Gebäude. Das Kunstwerk stellt wildwachsende, sich frei entfaltende Natur der vom Menschen kontrollierten Flora gegenüber. Die korrekte Einhaltung der künstlerischen Vorgaben obliegt der Restaurierung. „Das bedarf einiges an Planung und Absprache mit unseren Hausarbeiter*innen“, betont Andrea Sartorius, eine von zwei Restauratorinnen, die die Sammlung der Nationalgalerie betreut. „Die Buchsbäume, die Hecken und die Umrandung – all das wird gepflegt. Der Rest kann sich frei entwickeln.“
Vielfältig ist auch das Aufgabenfeld von Sartorius‘ Kollegin Elisa Carl, die den Bereich Medienkunst im Hamburger Bahnhof betreut. Gerade arbeitet sie an einer Neuerwerbung von Susan Philipsz, deren Auftragsarbeit „East by West“ seit Juni als Soundinstallation im Ehrenhof des Museums als Teil der Unendlichen Ausstellung zu hören ist. Fotografisch dokumentiert sie die von der Künstlerin gelieferten Komponenten, ein Stick und Lautsprecher, die ebenso wie die Sounddateien selbst Teil des Werks sind. Medienkunst ist die jüngste Disziplin der Restaurierung, die besonderes Fachwissen und Spezialisierung bedarf. Carl hatte sich in ihrem Masterstudium mit modernen Materialien und Medien beschäftigt und dann auf Medienkunst spezialisiert.

Kunstwerke aus diesem Bereich werden von den Restaurator*innen ebenso untersucht wie Gemälde, Skulpturen oder Zeichnungen. „Alle Werke, an die ein Erhaltungsanspruch gestellt wird, die einen Unikatscharakter haben, müssen von uns begutachtet und ihr Zustand genaustens dokumentiert werden“, erklärt Sartorius. „Das gilt übrigens auch für Werke, die ersetzbare Komponenten enthalten.“ Denn es gibt Kunstobjekte, bei denen im Laufe der Zeit immer wieder Bestandteile ersetzt werden müssen, z.B. bei Dan Flavins „Stairway Piece“ im östlichen Treppenaufgang des Museums – eine Lichtskulptur, bei der ab und zu Leuchtkörper getauscht werden müssen. Gerade begutachtet Sartorius eine Ersatz-Leuchtstoffröhre für das Werk.
Die Restaurierung hat dabei vorab genau festgehalten, welche Eigenschaften ein Ersatz mitbringen muss, um adäquat zu funktionieren. Andrea Sartorius hat hierfür eine schöne Metapher: „Es wird oft verglichen mit einer Partitur für ein Musikstück. Es gibt Elemente, die sind bindend wie die Noten. Und dann gibt es aber auch Spielraum in der Interpretation.“ Dieser Interpretationsspielraum muss genau definiert werden. Dabei arbeiten die Restaurator*innen eng mit den Kurator*innen des Hauses zusammen, um die Werke besser kennenzulernen und Interpretationsfehler zu vermeiden.
Das Interesse an dem Berufsfeld ist nach wie vor hoch: In der Restaurierungswerkstatt treffen wir auch noch Paulina Köberle, die in einem studienvorbereitenden Praktikum den Job näher kennenlernt und gerade Schäden an einem Werk von Klara Lidén begutachtet. Denn auch dafür ist der Europäische Tag der Restaurierung wichtig: junge Menschen an dieses ebenso komplexe wie spannende Arbeitsfeld heranzuführen.