Kran hebt verpacktes Objekt aus Fenster

Auch ein Wettergott braucht ein Regencape

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Im Südflügel des Pergamonmuseums räumen drei Sammlungen aus. Seit Oktober 2023 ist das Haus geschlossen, Ende des Jahres soll die Grundinstandsetzung starten. Also muss vieles, wenn auch nicht alles, abgenommen, eingepackt und für den Transport vorbereitet werden.

Tonnenschwer und sperrig: Auszug nur mit Kran

Ein Meilenstein: Die großen Steinobjekte des Vorderasiatischen Museums werden ausgekrant, wie es so schön heißt. Drei Tage lang schweben Löwen, Stelen und auch Götter aus einem Fenster im ersten Obergeschoss auf einen Lastwagen, der am Neuen Museum steht. Trotz sorgfältiger Planung unvorhersehbar: Das Wetter! Start der Aktion ist daher an einem verregneten Dienstagvormittag. Steinrestaurator Stefan Geismeier entscheidet: Es geht los mit den Objekten aus Basalt. Tonnenschwer sind sie oder sperrig, weshalb viele Exponate nicht mit dem Aufzug fahren können, wie etwa der Kopf des Wettergottes Hadad, der ehemals im Kopfsaal stand und die Besucher, die aus Richtung James-Simon-Galerie kamen, begrüßte. Kurz vor Schließung war er noch Teil einer Installation des Künstlers Liam Gillick. Nun ist die Statue des aramäischen Gottes in ihre ursprünglichen Einzelteile zerlegt. Als Ganzes wiegt sie etwa vier Tonnen. Ihr Kopf wurde gewogen, mit einem Strichcode für den neuen Standort versehen und wartet nun mit zahlreichen anderen, ebenfalls ausgebauten Objekten in der Prozessionsstraße auf die Transporttage.

Dort stehen, ordentlich aufgereiht und jedes Objekt auf einer Palette, auch die assyrischen Reliefs, Löwenköpfe, Löwenbeine und sogar zwei Sphingen. Die ehemals fest eingebauten Objekte wurden sorgsam von der Wand gelöst. An ihrem Platz ist nur noch rohes Mauerwerk zu sehen. Gerade die Sphingen treffen sich kurz auf einzigartige Weise: Standen sie in der Dauerausstellung parallel zueinander mit Blick nach Westen, so haben sie nun für einen kurzen Moment die Gelegenheit, sich tief in die Augen zu sehen.

Statuen auf Paletten, verschnürt
Nur ein Augenblick: Die ausgebauten Sphingen warten in der Prozessionsstraße auf den Abtransport. Foto: Jöbstl / SPK
Löwenstatue auf einer Palette vor einem Fenster
Final Countdown: Eine steinerner Löwe bereit für die Reise. Foto: Jöbstl / SPK
Männer fixieren ein verpacktes Objekt auf einer Palette
Gut verpackt und gesichert geht es für Hadad durchs Fenster. Foto: Jöbstl / SPK
Ein Kran hebt ein verpacktes Objekt aus dem Fenster
So kann der Regen auch dem Wettergott nichts anhaben. Foto: Jöbstl / SPK
Kran vor einem Gebäude
Schweres Gerät für schwere Objekte. Foto: Jöbstl / SPK
Kran hebt Objekt aus Fenster
Trotz Regen verlief das Auskranen reibungslos und nach Plan. Foto: Jöbstl / SPK
Ein Laster wird beladen
Im LKW sind die Objekte im Trockenen. Die regenfesten "Capes" können vorerst entfernt werden.
Einer Statue wird ein Arm abmontiert.
Der prominent platzierte Trajan wird ebenfalls demnächst umziehen – allerdings nicht in ein Depot, wie der Großteil der Objekte, sondern ins Foyer des Archäologischen Zentrums. Foto: Jöbstl / SPK

Trotz Regen: Die Prozessionsstraße leert sich

Der Wettergott mit dem Namen Hadad ist jetzt ganz nach vorne gerückt. Vor ihm schweben eine Stele und eine Löwenstatue durchs Fenster. Wie alle Objekte erhält auch er nun eine regenfeste Folie. Das Cape steht ihm gut. Routiniert hängen die Mitarbeiter der Transportfirma die Palette mit ihren Schlupfen an den Haken des Kranes – und schon entschwindet das Objekt. Sanft gelandet, übernimmt nun der nächste Mitarbeiter: Mittels Gabelstapler wird das Götterhaupt auf die Ladefläche des LKWs gehoben. Rasch noch die Folie entfernt, dann bewegen ihn zwei weitere Männer mithilfe eines Handhubwagens an die richtige Stelle. Nach knapp zwei Stunden ist der erste LKW gefüllt, die Prozessionsstraße deutlich leerer. Der Regen hat die Arbeiten nicht verzögert.

Nebenan im Miletsaal sind die Arbeiten ebenfalls in vollem Gange. Das zentrale Orpheus-Mosaik ist längst ausgebaut, zwei Statuen sind vom Markttor herabgehoben. Die beiden antiken Marmorobjekte werden bis zum Abtransport vor dem immer noch unverhüllten Ischtartor zwischengeparkt. Dem prominent platzierten Trajan wurde der Arm temporär „amputiert“. Auch er wird demnächst umziehen – allerdings nicht in ein Depot, wie der Großteil der Objekte, sondern ins Foyer des Archäologischen Zentrums.

Abschied auf Zeit und bald wieder zu sehen

Möglichst viele Objekte sollen für Besucherinnen und Besucher auf verschiedenste Art sichtbar bleiben. Etliche antike Statuen aus Pergamon und der berühmte Telephosfries des Pergamonaltars sind bereits seit einigen Jahren im Pergamon-Panorama zu sehen. Auch das Vorderasiatische Museum plant, ausgewählte Exponate hier im Interimsgebäude gegenüber dem Bode-Museum zu zeigen. In drei Jahren wird das Pergamonmuseum wieder zur Hälfte zugänglich sein: Im Mittelbau erstrahlt dann der Altarsaal im neuen Glanz, im Nordflügel erwartet das Museum für Islamische Kunst, das dort auf zwei Etagen statt wie bisher 400 fast 1000 Objekte zeigt, die Besucherinnen und Besucher. Und auch das Vorderasiatische Museum erhält hier ein permanentes Schaufenster, bevor es wieder in den Südflügel zurückkehrt.


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