Kindergarten Kinder bei einem Museumsbesuch

Die Zukunft möglich machenMit gutem Geld Gutes tun

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Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz setzt Testamentsspenden und Erbschaften für ihre gemeinnützigen Zwecke ein und dankt dafür mit kultureller Vielfalt und Wertschätzung.

Es war eine Nachricht, die im Juli die Kunstwelt aufhorchen ließ: Das "Karlsruher Skizzenbuch‘“ von Caspar David Friedrich bleibt in Deutschland! Gemeinsam war es der Klassik Stiftung Weimar, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) gelungen, dieses bedeutende Objekt zu erwerben. 

Es ist eine Rarität, denn von den ursprünglich mehr als 20 Skizzenbüchern des Künstlers sind heute lediglich sechs erhalten. „Vier von ihnen bewahrt das Nationalmuseum in Oslo, nur ein einziges befand sich bislang in deutschem Museumsbesitz: im Kupferstich-Kabinett Dresden. Nun konnte das letzte bekannte, bisher in Privatbesitz befindliche Skizzenbuch für die Öffentlichkeit gesichert werden“, sagt die Direktorin des Kupferstichkabinetts, Dagmar Korbacher. Ermöglicht wurde der Ankauf durch die drei genannten Einrichtungen sowie durch die Ernst von Siemens Kunststiftung, durch die Kulturstiftung der Länder - und durch Geld aus einem privaten Nachlass. Das heißt, dass eine Privatperson der SPK ihr Erbe hinterlassen hatte, um damit etwas Gutes für die Öffentlichkeit zu tun. Dass es Friedrichs „Karlsruher Skizzenbuch“ werden würde, wusste dieser großzügige Mensch damals nicht, sondern hat einfach der SPK vertraut – und dies ganz zu Recht, wie sich nun herausstellte.

Die SPK bietet unterschiedlichste Möglichkeiten, ein Vermächtnis einzusetzen

Den Ankauf könnte man als Abschluss eines Denkprozesses betrachten, der uns alle betrifft: Was passiert, wenn ich nicht mehr bin? Das ist eine Frage, die viele Menschen bewegt. Doch immerhin kann man ein paar Weichen stellen, um die Dinge nach seinem Ableben gut zu regeln. Dazu kann es gehören, das eigene Vermögen möglichst produktiv weiterzugeben und ein Vermächtnis für die Zukunft mit gesellschaftlicher Relevanz zu schaffen. Die SPK bietet unterschiedlichste Möglichkeiten, ein Vermächtnis einzusetzen. „Die meisten Förderer denken an einen Ankauf für die Sammlungen, der dank ihrer Zuwendung möglich wird, doch die Bandbreite der SPK – der größten Kultureinrichtung Deutschlands – mit ihren Museen, Bibliotheken, Instituten und Archiven geht weit darüber hinaus“, erläutert Christiane Beck, eine der hauseigenen Justiziarinnen. Rund um den regulären Besucherbetrieb der Einrichtungen gibt es eine Vielzahl an Wirkungsbereichen und Aufgaben wie beispielsweise die Restaurierung und Digitalisierung von Werken, Forschungsarbeit im Rahmen ganz unterschiedlicher Projekte in allen Einrichtungen der SPK, Bildungs- und Vermittlungsangebote für Besucher*innen, dazu Stipendienprogramme, Mitmachprojekte, Führungen und Workshops für Kinder und Familien, das Erstellen von Audioguides, Veranstaltungen wie Einführungen, Vorträge und vieles mehr. „Im Hintergrund wird sehr viel Arbeit geleistet, die man nicht sieht, für die sich aber ein finanzielles Engagement unbedingt lohnt. Das gilt für alle Einrichtungen der SPK“, fügt Frauke Probst an, die innerhalb der SPK als Referentin für Fundraising tätig ist. Schon mit einer kleineren Summe kann man sehr viel erreichen. Angesichts der zahlreichen unterschiedlichen Sachgebiete ist ein Geldvermächtnis für die SPK die freieste Art der privaten Unterstützung.

In vertraulichen Gesprächen werden passende Möglichkeiten für das Engagement aufgezeigt und gemeinsam Lösungen gefunden

Durch die wachsenden Anforderungen und die im Verhältnis dazu proportional nicht mitwachsenden öffentlichen Gelder werden private Mittel für die SPK immer wichtiger. „Wir möchten potenzielle Unterstützerinnen und Unterstützer gut informieren, damit sie sicher sein können, dass ihre Gabe bestmöglich eingesetzt wird.“ Frauke Probst meint weiter: „In vertraulichen Gesprächen versuchen wir, passende Möglichkeiten für das Engagement aufzuzeigen und gemeinsam Lösungen zu finden, die den Wünschen der Gebenden gerecht werden“. So wird eine Brücke des Vertrauens aufgebaut, die für Information wie Transparenz sorgt. Schließlich ist die SPK eine öffentliche Institution, die für gemeinnützige Zwecke gegründet wurde. „Alles, was die Beschäftigten der SPK leisten, kommt der Öffentlichkeit zugute. Jede private Unterstützung erweitert die Möglichkeiten für alle Interessierten, Wissenschaft, Kunst und Kultur zu erleben“, betont Christiane Beck. Man könnte es auch so sagen: Alles, was der SPK gegeben wird, fließt an die Öffentlichkeit zurück – für heutige und kommende Generationen.

Was bleibt von mir, wenn ich nicht mehr bin

Der Frage „Was bleibt von mir, wenn ich nicht mehr bin?“, kann sich kaum jemand entziehen. Viele suchen nach einer individuell sinnstiftenden Antwort – für sich selbst und für die Allgemeinheit. „Wer sein Geldvermächtnis mit einem Zweck verbinden möchte, um einen bestimmten Bereich, eine Aufgabe oder ein Projekt zu fördern, kann das selbstverständlich tun. Sinnvoll ist es, sich im Vorfeld zu den tatsächlichen Möglichkeiten mit den Fachabteilungen auszutauschen und gegebenenfalls zu den rechtlichen Gestaltungsmöglichkeiten im Testament beraten zu lassen“, so Christiane Beck. „Solch zweckgebundenen Mittel werden von der SPK gemäß den Vorgaben der Erblasser verwendet. Anderes ist gar nicht zulässig.“ Wie wäre es da etwa mit der Unterstützung für die Einrichtung eines Mittelaltersaals im Kunstgewerbemuseum, für ein überregionales Zentrum der klassischen Maya im Ibero-Amerikanischen Institut oder für das Forschungs- und Digitalisierungsprojekt der über 1.000 französischen Zeichnungen im Kupferstichkabinett, die der Fachwelt und einem breiteren Publikum wenig bekannt sind? Vorgenannte Projekte konnten und können nur dank privater Testamentsspenden umgesetzt werden.

Auch wenn zum Beispiel ein Vermittlungsprogramm oder die Restaurierung eines besonders geschätzten Buches finanziell gefördert werden soll, ist es hilfreich vorab mit den Mitarbeitenden der entsprechenden Einrichtung ins Gespräch zu kommen. So kann über die Gestaltung des Testaments sichergestellt werden, dass mit dem Erbe ganz im Sinne des Erblassers umgegangen wird. Auf Wunsch kann selbstverständlich eine Würdigung seitens der SPK vereinbart werden, damit die Förderer der Nachwelt auch auf diesem Weg im Gedächtnis bleiben.

Natürlich ist das Thema eine Gratwanderung, denn Vererben hat mit Sterben zu tun. Auch, wenn man sich frühzeitig darum kümmert, spricht niemand gern über den Tod, obwohl er uns alle betrifft. Doch vielleicht setzt man sich leichter mit diesem Thema auseinander, wenn es eine konkrete Perspektive für ein Wirken über das eigene Leben hinaus gibt – und wenn man noch in der Lage ist, sich selbstbestimmt darum zu kümmern. Oder, wie es der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry sagte: Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen.“


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