Konrad Grünenbergs Wappenbuch ist eines der umfangreichsten Wappenbücher des Mittelalters. Eine der wenigen Originalhandschriften befindet sich im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz.
Konrad Grünenberg (†1494) war ein Konstanzer Bürgersohn, der im Umkreis Kaiser Friedrichs III. Karriere machte. 1465 erreichte er mit dessen Unterstützung die Aufnahme in die exklusive Konstanzer Gesellschaft „Zur Katz“ und später wurde er zum Ritter erhoben. Durch zwei Werke erlangte er Berühmtheit: einen Bericht über seine Reise ins Heilige Land, und das Wappenbuch, das er 1483 in Auftrag gab. Es gehört mit rund 2000 Wappendarstellungen zu den umfangreichsten Wappenbüchern des Mittelalters.
Mit mindestens neun erhaltenen Handschriften gilt das Wappenbuch als eine der am weitesten verbreiteten Wappensammlungen des Mittelalters. Am bekanntesten ist die als Berliner Papierhandschrift bezeichnete Version, die sich im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz befindet. Schon 1875 als Faksimile aufgelegt, ist sie heute als vollständiges Digitalisat online verfügbar. Weitere Handschriften befinden sich in München, Konstanz, Linz, Brno, Zürich, Hluboká und in Privatbesitz.
Das Wappenbuch ist in vier Abschnitte gegliedert. Im Mittelpunkt des ersten Abschnitts stehen die heraldischen Zeichen des Kaisertums und des Reiches. Dazu gehören unter anderem die Wappendarstellungen der drei geistlichen und der vier weltlichen Kurfürsten (u.a. Brandenburg). Im zweiten Abschnitt folgen die Wappen der europäischen Königreiche und der außereuropäischen Kaisertümer. Als Besonderheit findet sich darunter auch das Ochsenwappen des am Rand der Erde gelegenen fiktiven Königreichs Matembrion mit seinen hundsköpfigen Bewohner*innen. Den dritten Abschnitt bilden die Wappen des Turnieradels, der sich im 15. Jahrhundert in Turniergesellschaften genossenschaftlich organisiert hatte. Der vierte Abschnitt schließlich enthält eine gemischte Sammlung von Wappen oberdeutscher Landadeliger.
Grünenbergs Wappenbuch hat in jüngster Zeit verstärkt das Interesse der Forschung gefunden. Vor allem hat sich Christof Rolker intensiv mit den verschiedenen Handschriften beschäftigt und seine Forschungsergebnisse hier publiziert. Nach Rolker macht das Wappenbuch unter anderem deutlich, welche Bedeutung Turniere um 1500 hatten. Es stelle als einzige klare Thematisierung des Unterschieds zwischen Adel und Nichtadel eine Turnierordnung vornämlich die Würzburger Ordnung der Turniergesellschaft „Fisch und Falke“ von 1479. Diese verlangte „für die Zulassung zum Turnier nicht nur den Nachweis früherer Turnierteilnahme […], sondern auch den Nachweis über die Turnierteilnahme der eigenen Vorfahren.“