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Von der Kita ins Museum

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Das gemeinsame Projekt „4plus – Kinder im Museum“ der Staatlichen Museen zu Berlin und der Berliner FRÖBEL-Kindergärten fördert kreatives Denken, künstlerischen Ausdruck sowie die Ausbildung emotionaler und sozialer Kompetenzen bei Kindern. Gleichzeitig führt es sie an den Kulturort Museum heran. Wir haben eine Gruppe Kinder bei ihrem Besuch in Haus Bastian – Zentrum für kulturelle Bildung der Staatlichen Museen zu Berlin und der Alten Nationalgalerie begleitet.

Kunstvermittlerin Hélène Tragesser wartet im Eingangsbereich des Haus Bastian. Heute wird sie mit einer Gruppe aus dem FRÖBEL-Kindergarten Freudenberg in Friedrichshain arbeiten. Zehn Kinder von vier bis sechs Jahren treffen in Begleitung der Pädagogin Jenny Mainitz und der Kitaleiterin Manuela Reißhauer gut gelaunt bei strahlendem Sonnenschein, von der U5-Station Museumsinsel kommend, im Haus Bastian ein.  Die Gruppe hat an der Pilotphase des Projekts „4plus – Kinder im Museum teilgenommen und Haus Bastian und die Alte Nationalgalerie bereits im Rahmen von Workshops kennengelernt.

Gruppe von Menschen

Die Gruppe aus dem FRÖBEL-Kindergarten Freudenberg mit Kunstvermittlerin Hélène Tragesser in Haus Bastian – Zentrum für kulturelle Bildung der Staatlichen Museen zu Berlin.

Foto: © Bettina Straub

Nachdem alle im Workshopraum angekommen sind, leitet die Vermittlerin in das Programm ein: „Wie fühlt ihr Euch heute? Versucht einmal, diese Gefühle in eine Pose zu übersetzen.“ Die Gruppe bildet einen Kreis und die Kinder zeigen der Reihe nach ausdrucksstarke Körperhaltungen und Gesichtsausdrücke. Eine einfache, aber dennoch interaktive und unterhaltsame Aufgabe, die Barrieren und Schüchternheit abbaut und als Ausgangspunkt für den Projekttag funktioniert.

Wie ein roter Faden zieht sich das Erkennen und Reproduzieren von Posen, Gesichtsausdrücken und den in ihnen transportierten Gefühlen durch die unterschiedlichen Aufgaben und Programmpunkte. Die Kinder beobachten, studieren Ausdrücke in Kunstwerken und zeichnen selbst. Die einzelnen Stationen hält Tragesser kurz – besondere Herausforderung bei der Kunstvermittlung an Kinder im Vorschulalter sei vor allem die kurze Konzentrationsspanne. „Gleichzeitig sind die Kinder noch sehr offen für Neues, sind interessiert und vorurteilsfrei“, schwärmt die junge Frau.

Nachdem die Gruppe mit Ölkreiden Portraits mit unterschiedlichen Gefühlen gezeichnet hat, geht es weiter in die Alte Nationalgalerie. Voller Aufregung hüpfen und springen die Kinder auf das Eingangsportal des Museums zu, zeigen freudig ihre bunten Tickets vor und begrüßen Schadows Prinzessinnengruppe, die sie bereits von ihrem letzten Besuch kennen, wie zwei gute Freundinnen. Amy, ein besonders engagiertes Kind in der Gruppe, ist von der Skulptur fasziniert, nennt sie liebevoll „Prinzesschen“ und hat diese bereits ihrem Vater bei einem Besuch abseits der Kita gezeigt.

Hier zeigt sich ein wichtiges Ziel des Projekts in der Praxis: nicht nur die Kinder, sondern über sie auch ihre Familien sollen am kulturellen Erbe teilhaben. Dies sei insbesondere für Familien aus sozialen Risikolagen relevant, betont Heike Kropff, Abteilungsleiterin für Bildung und Kommunikation der Staatlichen Museen zu Berlin. Das Projekt liegt ihr am Herzen: „,4plus – Kinder im Museum‘ soll perspektivisch allen Kindergärten und Kitas der Stadt zugänglich sein und auch auf andere Häuser der Staatlichen Museen übertragen werden können.“

Kitagruppe in Kolonnadengang
Die Kitagruppe zwischen den Kolonnaden auf dem Weg zur Alten Nationalgalerie. Foto: © Bettina Straub
Drei Menschen im Gespräch
Stefan Spieker (FRÖBEL-Geschäftsführer), Gero Dimter (Vizepräsident Stiftung Preußischer Kulturbesitz), Heike Kropf (Abteilungsleiterin Bildung / Kommunikation Staatliche Museen zu Berlin) im Gespräch (v.l.n.r). Foto: © Bettina Straub
Kindergartengruppe vor Museum
Die Kitagruppe vor der Altern Nationalgalerie. Foto: © Bettina Straub
Menschengruppe vor Bildern
Die Kinder mit Malutensilien vor den Bildern von Arthur Kampf und Sabine Graef. Foto: © Bettina Straub

Von der Prinzessinnengruppe geht es weiter zu Arthur Kampfs Der Artist. Die dargestellte Pose nachahmend testen die Kinder das Gefühl für Ausdruck und Expressivität. Das direkt daneben hängende Selbstbildnis von Sabine Graef und mitgebrachte Materialien werden genutzt, um den Kindern die klassischen Malerwerkzeuge näher zu bringen. Alle Hände gehen hoch. Wie sich zeigt, kennen die Kinder Pinsel, Palette, Leinwand und Staffelei bereits von ihrem letzten Besuch. Selbstbewusst wie die Malerin wollen nun alle vor dem Bild mit Pinsel und Palette posieren.

Kitaleiterin Reißhauer ist begeistert von der Gruppe: „Es ist unglaublich spannend und schön zu sehen, wie kreativ die Kinder sind und wie sie sich weiterentwickelt haben über den Zeitraum des Projekts. Ich würde mir wünschen, dass auch viele andere Kinder noch die Möglichkeit haben, hierherzukommen und das mitzuerleben.“ Damit dieser Wunsch in Erfüllung geht, können nach einer Pilot- und Konsolidierungsphase auch größere Träger wie Land und Bund einsteigen.

Zurück im Haus Bastian ist es erstmal Zeit für eine wohlverdiente Pause. Die Gruppe setzt sich in einen Kreis und alle packen ihre Brotbüchsen aus. Hélène Tragesser blickt in glückliche Gesichter. „Besonders viel Spaß hat mir heute das Figurenmalen gemacht,“ sagt Amy zum Schluss. Sie will auf jeden Fall nochmal mit ihrer Familie wiederkommen und die beiden „Prinzesschen“ besuchen.


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