Zahlreiche Bauprojekte prägen das Stadtbild. Doch warum baut die SPK eigentlich? Neben notwendigen Sanierungen historischer Bauten spielt hier die Zusammenführung der Sammlungen nach der deutschen Wiedervereinigung eine wichtige Rolle. Deutlich wird: Das Thema Bauen ist kein Selbstzweck.
Entwicklung der Berliner Museumslandschaft
Bis heute ist die Museumsinsel als historisches Gebäudeensemble und mit ihren herausragenden Sammlungen die Hauptattraktion der Berliner Museumslandschaft. Das Alte Museum steht am Anfang einer Reihe von königlich-preußischen Museumsbauten, die nach Vorstellung von Friedrich Wilhelm IV. die Spreeinsel zu einer „Freistätte für Kunst und Wissenschaft“ formen sollten. Nach der Eröffnung des Alten Museums 1830 folgten bis 1930 das Neue Museum, die Nationalgalerie, das Kaiser-Friedrich-Museum (heute Bode-Museum) und das Pergamonmuseum.
Hermann Parzinger beim Richtfest der James-Simon-Galerie © SPK/photothek.net/Michael Gottschalk
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude auf der Museumsinsel schwer beschädigt. Die Museumssammlungen hatten enorme Kriegsverluste zu verzeichnen und wurden mit der Teilung Deutschlands auseinandergerissen. Im Ostteil Berlins konnten die Museen die noch vorhandenen, jedoch beschädigten Gebäude weitgehend wiederherstellen und nutzen. In Westberlin wurden die Sammlungen zunächst provisorisch untergebracht, denn die Museumsbauten befanden sich fast ausschließlich im Ostteil der Stadt. Die archäologischen Sammlungen kamen in Charlottenburg unter. Außerdem wurden die schon früher angestellten Überlegungen zur Realisierung eines größeren Museumskomplexes in Dahlem wieder aufgegriffen und umgesetzt. Zusätzlich entstand der Plan, in der Nähe des Potsdamer Platzes ein neues kulturelles Zentrum zu etablieren: das heutige Kulturforum. Mit dem Bau der Philharmonie in den 1960er Jahren begann die Verwirklichung dieser Planungen. Bis 1990 waren die Neue Nationalgalerie, die Staatsbibliothek zu Berlin, das Kunstgewerbemuseum, das Staatliche Institut für Musikforschung mit dem Musikinstrumenten-Museum, der Kammermusiksaal und die Kunstbibliothek errichtet. Auch die Planungen für den Bau der Gemäldegalerie waren zu diesem Zeitpunkt schon weit fortgeschritten.
Die Situation 1990
Mit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten bot sich die Chance, die geteilten Sammlungen unter dem Dach der Stiftung Preußischer Kulturbesitz wieder zusammenzuführen. Mit dem Wunsch, die Sammlungen möglichst wieder in ihren angestammten Häusern unterzubringen, stellte sich die Stiftung einer Jahrhundertaufgabe, die bis heute aktuell ist: es galt einerseits für die in unterschiedlichem Zustand befindlichen Häuser im Osten wie im Westen der Stadt einen langfristigen Sanierungsplan zu entwickeln. Andererseits mussten aber auch neue Gebäude geplant und errichtet werden, denn die Sammlungen waren seit dem Zweiten Weltkrieg – trotz aller Kriegsverluste – umfänglich gewachsen.
Das vordringliche Ziel war dabei die Museumsinsel: Sie sollte wieder Dreh- und Angelpunkt der Berliner Museumslandschaft werden und mit ihren Sammlungen die Kunst- und Kulturgeschichte Europas und des Nahen Ostens von der Antike bis ins 19. Jahrhundert erfahrbar machen. Dieses einzigartige Ensemble historischer Museumsbauten – seit 1999 UNESCO-Welterbe – sollte wieder seiner Bedeutung entsprechend wahrgenommen werden.
Um die Museumsinsel nach denkmalpflegerischen Grundsätzen wieder instand zu setzen und behutsam weiterzuentwickeln, wurde 1999 der Masterplan Museumsinsel beschlossen. Seine Umsetzung – ohne Zweifel das größte Bauprojekt der SPK – geht seitdem kontinuierlich voran: 2001 wurde die Alte Nationalgalerie wiedereröffnet, im Jahre 2006 das Bode-Museum und 2009 schließlich das Neue Museum. Letzteres erlebte eine wahre Wiedergeburt, stand es doch seit seiner Kriegszerstörung als Ruine auf der Museumsinsel. Aktuell wird das Pergamonmuseum in zwei Abschnitten saniert. Die Eröffnung des neuen, zentralen Empfangsgebäudes, der James-Simon-Galerie, steht kurz bevor – es wird einmal die vielen Besucherinnen und Besucher willkommen heißen und sie in das Universum Museumsinsel führen.
Ein zweiter wichtiger Kulturstandort Berlins ist das Kulturforum. Während der deutschen Teilung wurde das Gebiet in Mauernähe als Kultur- und Museumsquartier Westberlins geplant und entwickelt. Es entstanden die von Hans Scharoun entworfene Philharmonie und die Staatsbibliothek. Mies van der Rohes Neue Nationalgalerie ist längst eine Ikone der Moderne. Pläne für einen Museumskomplex, der die Gemäldegalerie, das Kunstgewerbemuseum, das Kupferstichkabinett und die Skulpturensammlung beherbergen sollte, wurden seit den 1960er Jahren verfolgt. Zur Ausführung kam zunächst allein das Kunstgewerbemuseum, das 1985 eröffnet wurde. Die Planungen für die im Westteil verbliebenen Bestände der Gemäldegalerie – zum damaligen Zeitpunkt in Dahlem präsentiert – waren 1990 bereits so weit fortgeschritten, dass sie, trotz aufflammender Diskussion über eine Rückkehr auf die Museumsinsel, nicht mehr gestoppt wurden. Mit der Eröffnung der Gemäldegalerie 1998 war die für lange Zeit letzte große Baumaßnahme am Kulturforum abgeschlossen.
Neue Aufgaben
Nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten erforderten die Instandsetzungsarbeiten auf der Museumsinsel zunächst die ganze Aufmerksamkeit der SPK. Sie stellte und stellt eine enorme finanzielle wie logistische Herausforderung dar. Die Neuordnung der Museumslandschaft wird mit der Fertigstellung der Museumsinsel aber nicht abgeschlossen sein. Mit der 2012 heftig diskutierten Frage nach dem Verbleib der Gemäldesammlung am Kulturforum oder ihrem Umzug an die Museumsinsel wurde der Fokus wieder stärker auf den Standort Kulturforum gelegt.
Am Kulturforum und seinem stadträumlichen Umfeld spiegelt sich die von Brüchen und Katastrophen geprägte Geschichte des letzten Jahrhunderts wie an wenigen anderen Orten. Die SPK wird das Kulturforum in diesem Sinne stärker profilieren. In dem geplanten Museum des 20. Jahrhunderts kann dann endlich die herausragende Sammlung der Nationalgalerie zur Kunst des 20. Jahrhunderts dauerhaft gezeigt werden. Es ist der richtige Ort, um die künstlerische Entwicklung des 20. Jahrhunderts vor dem Hintergrund der politischen Geschichte Deutschlands dieser Epoche erfahrbar zu machen.
In Berlins Zentrum wird außerdem derzeit eines der spannendsten museumspolitischen Vorhaben der SPK realisiert: Der Umzug des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst in das Humboldt-Forum. Das Humboldt-Forum wird den Blick aus ganz unterschiedlichen Perspektiven auf historische wie aktuelle Themen von globaler Relevanz richten. Hier wird ein Museum neuen Typs mit internationaler Ausstrahlung entstehen.
Mit dem Masterplan Museumsinsel, dem Humboldt-Forum und dem Museum des 20. Jahrhunderts am Kulturforum werden sich die Museumsquartiere in Berlin weiter profilieren, neue Schwerpunkte werden gesetzt und die schon jetzt enorme Anziehungskraft der Stadt als eine der international bedeutendsten Kulturmetropolen der Welt zusätzlich gestärkt.
Dossier Kulturforum
Ein geschichtsträchtiger Ort der Kunst, der Kultur und der Wissenschaft – und der Architektur mit all ihren Debatten. Was hat es mit diesem „Kraftfeld der Kultur“ auf sich?
Dossier Humboldt Forum
Wie kann man die universalen Themen und globalen Entwicklungen der Menschheit im Museum präsentieren? Genau dies will das Humboldt Forum, das derzeit neben der Berliner Museumsinsel entsteht. Rückgrat des Mammutprojekts: die außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin.