Sechs Tage in TogoEin Reisebericht

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Ende November 2024 reiste eine Delegation der Staatlichen Museen zu Berlin nach Togo und besuchte die Communities im Land, um Forschungsergebnisse aus dem Forschungsprojekt zu menschlichen Überresten aus Westafrika am Museum für Vor- und Frühgeschichte zu diskutieren. Ein Reisetagebuch von Bernhard Heeb (Kustos am Museum für Vor- und Frühgeschichte und Projektleiter):

Tag 1: 30.11.2024

  • Abfahrt aus Lomé über die N1 nach Norden in die Region Tchaoudjo
  • Im Dorf Alibi I Ankunft um ca. 17 Uhr mit Besprechung der Dorfgemeinschaft und Ältesten, inkl. Gebet (69 Anwesende)
  • Forderung: Museum
  • Schädel aus dieser Gegend: 24
  • Das Treffen ist sehr emotional, aber freundlich und wohlwollend
  • Übernachtung in Sokodé

 

Gruppenfoto im Freien
Togoisch-deutsches Team (u.a. Bernhard Heeb, 2.v.r.) bei der Abfahrt von Lomé nach Norden. Foto: SMB
Straße
Straße nach Norden. Foto: SMB / Bernhard Heeb
Gruppenfoto bei Nacht
Im Dorf Alibi I. Foto: SMB

Tag 2: 1.12.2024

  • Fahrt nach Bassar, in das Dorf Bandjeli in der Region Kara
  • Traditionelles Gebiet der Eisenverhüttung. Die lokale Tradition ist aber nahezu eingeschlafen, angeblich weil die Deutschen die Verhüttung verboten hätten
  • Das Gespräch zeigt eine grundsätzlich positive Einstellung gegenüber Deutschland, auch wenn negative Erinnerungen (Kämpfe) angesprochen werden
  • Wünsche: Rückgabe der Ahnen, Museum und gute Verbindungen für die Zukunft, damit sich das Dorf entwickeln kann
Straße in Togo
Fahrt nach Bandjeli. Foto: SMB / Bernhard Heeb
Straße in Togo
Fahrt nach Bandjeli. Foto: SMB / Bernhard Heeb
Gruppenfoto unter Bäumen
Dorfvertretung Bandjeli. Foto: SMB / Bernhard Heeb
Brennofen im Freien aus Ton
Brennofen in Bandjeli. Foto: SMB / Bernhard Heeb
Strohgedeckte Hütten eines Dorfes in Togo
Dorf Bandjeli. Foto: SMB / Bernhard Heeb
  • Weiterfahrt über Bapure und weiter zur Gemeinschaft der Ibobo direkt an der ghanaischen Grenze. Fast nur Piste. Savanne. Viel Militär
  • Größte Versammlung bisher. Auch Frauen und Kinder dabei. Zunächst unterschwellig feindselig. Nach Darlegung unserer Gründe deutliche Entspannung und viel Gelächter. Ansprache des Ältesten, der sein großes Glück (würde gerne Tanzen) über unser Kommen ausdrückt, führt fast zu Euphorie im Dorf. Stimmung picobello. Deutsche werden aber noch als Feinde gesehen, da die heutige Armut auch auf deren Gewalt und Zwangsarbeit zurückzuführen sei
  • Forderung nach Rückgabe von Schädeln. Sie wünschen sich aber auch infrastrukturelle Unterstützung (Straße, Brunnen mit langem Schlauch, Schule). Nach Rückgabe sei gemeinsames Versöhnungsritual notwendig (Opferung weißer Tiere: Huhn, Ziege, Rind)
  • Abfahrt im Dunkeln. Bei Nacht durch die Savanne über die Sandpiste
  • Übernachtung in Kara
Sandig rote Straße zwischen Sträuchern
Fahrt zu den Ibobo. Foto: SMB / Bernhard Heeb
Gruppenfoto in einem Dorf in Togo
Dorfgemeinschaft Ibobo. Foto: SMB
Auto am Straßenrand einer sandigen Straße
Rückfahrt von Ibobo. Foto: SMB / Bernhard Heeb

Tag 3: 2.12.2024

  • Termin beim Präfekten Karas, der Interesse und Unterstützung signalisiert
  • Dann Fahrt zu den Lassa (im Fussballstadion), nahe Kara
  • Es sind 12 Dorfvorsteher als Vertreter der jeweiligen Dörfer versammelt. Das Gespräch dreht sich hauptsächlich um Rituale die im Rahmen einer Bestattung erfolgen sollen. Insgesamt wird große Dankbarkeit ausgedrückt. Vor den Lassa hätte es eigentlich einen Termin bei den Tchoutchou geben sollen. Da aber der Termin beim Präfekten sehr lang ging, waren diese nicht mehr da. Kokou schien sehr enttäuscht
  • Am Abend Diskussionsrunde an der Uni Kara mit Kolleg*innen und Studierenden. Recht intensiv
  • Übernachtung in Defale
Gruppenfoto im Freien
Treffen beim Präfekten Karas mit verschiedenen Würdenträgern. Foto: SMB
Affenbrotbaum
Affenbrotbaum. Foto: SMB / Bernhard Heeb
Grüne ovale Frucht
Affenbrotfrucht. Foto: SMB / Bernhard Heeb
Gruppenfoto auf einer Tribüne
Lassa (im Fussballstadion), nahe Kara. Foto: SMB

Tag 4: 3.12.2024

  • Treffen mit der Gemeinschaft von Defale (Niamtougou)
  • Sie möchten die Schädel zurückhaben. Sollen beerdigt werden, zusammen in einer großen Grube. Dazu sollen ein schwarzer Stier, ein schwarzes Huhn und eine schwarze Ente geopfert werden. Deutsche Seite darf/soll sich daran beteiligen. Ein Monument soll gebaut werden und sie möchten gerne auch Objekte zurück für ein Museum
  • Ein deutscher Pfarrer kommt hinzu. Stammt eigentlich aus Magdeburg, aber ist hier voll integriert und will bleiben. Auch dieses Gespräch ist sehr positiv und freundschaftlich. Man hat immer noch enge Verbindungen nach Deutschland, nicht zuletzt das neue Rathaus ist durch die GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) finanziert
  • Von dort fahren wir weiter zu Gemeinschaft der Baga (Niamtougou), wo wir auf ähnliche Forderungen treffen: Rückgabe, Bestattung und Gedenkort. Von dort aus fahren wir nach Kpalimé zurück, wo wir spät am Abend ankommen. Die Termine mit ausgewählten Gemeinschaften sind damit abgeschlossen
Gruppenfoto vor einem Gebäude
Treffen mit der Gemeinschaft von Defale (Niamtougou). Foto. SMB
Gruppenfoto vor einem bunten Gebäude
Gemeinschaft der Baga (Niamtougou). Foto: SMB
Dorf mit strohgedeckten Hütten in Togo
Dorf Baga. Foto: SMB / Bernhard Heeb
Sonnenuntergang vor großer Wiese und Bäumen
Fahrt nach Kpalimé. Foto: SMB / Bernhard Heeb
Dschungellandschaft
Kpalimé. Foto: SMB / Bernhard Heeb

Tag 5: 4.12.2024

  • Fahrt nach Lomé für einen Vortrag an der Universität zum Thema „Museum und deren Strukturen“. Die Uni möchte ein eigenes Museum gründen und sucht Rat.

Tag 6: 5.12.2024

  • Treffen mit der Vize-Präsidentin der Uni mit Erläuterung des Forschungsprojektes und Darlegung der Ergebnisse. Sie ist sehr interessiert und signalisiert Unterstützung, sollte diese im Zuge von Rückgaben notwendig sein
  • Fahrt zur Deutschen Botschaft, wo wir einen 60-minütigen Austausch mit dem deutschen Botschafter Claudius Fischbach haben. Er ist sehr aufgeschlossen und sehr interessiert, hofft aber insgesamt auf ein differenzierteres Bild zur Kolonialzeit in Togo
  • Danach Fahrt zur Ministerin für Kultur und Medien. Das Treffen mit ihr und ihren Berater*innen dauert auch ca. 60 Minuten. Das Interesse scheint groß, aber das habe wir schon öfter von offiziellen Vertreter*innen gehört
  • Ende der Reise

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