Foto einer Leinwand

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Anlässlich des Abschieds von Hermann Parzinger als Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) und des Amtsantritts seiner Nachfolgerin Marion Ackermann fand am 20. und 21. Mai 2025 in der James-Simon-Galerie ein Symposium der wichtigsten Forschungskooperationen der SPK statt. Im Fokus standen vor allem die Zukunftsthemen der Stiftung. Organisiert wurde das Ganze von Dorothee Wagner und Constanze Wicke. In den trubeligen Tagen zwischen Präsident und Präsidentin haben wir beide auf einen Kaffee getroffen und sie zur Genese dieses wissenschaftlichen Großevents befragt.

zwei Frauen in einem Säulengang

Die Organisatorinnen

Dorothee Wagner (l.) ist wissenschaftliche Referentin des Präsidenten und seit April für Forschungskoordination in der SPK zuständig. Constanze Wicke ist Kuratorin und Projektmanagerin im Museums- und Kulturbereich. Foto: SPK / Stefan Fischer

Wie entstand die Idee zu diesem Symposium?

Dorothee Wagner: Das Ganze ist sehr kurzfristig entstanden. Es gab im Dezember ein Treffen mit BKM, bei dem entschieden wurde, ein Abschlusssymposium anlässlich des Abschieds von Hermann Parzinger als Präsident der SPK und des Neuanfangs von Marion Ackermann als Präsidentin zu veranstalten. 

Das war dann für uns sozusagen der Startschuss. Ab Januar ging es in die konkrete Planung und Terminfindung. Dann kam auch Constanze mit ins Team, die kurz zuvor das Symposium „Collaboration and Digital Handover: Discussing the Project Nuba Images by Leni Riefenstahl“ organisiert hatte.

 

Das klingt nach einem sehr sportlichen Zeitplan. Wie haben Sie das alles in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt?

Constanze Wicke: Aufgrund des knappen zeitlichen Rahmens mussten wir maximal pragmatisch vorgehen. Die Grundidee war, nah an der Praxis zu bleiben und dabei vor allem internationale Kooperationen in den Blick zu nehmen. Welche Themen haben die SPK in den letzten Jahren geprägt? Welche Perspektiven und Expertisen kamen in den Projekten zusammen? Worin liegt der Mehrwert, aber eben auch die Herausforderungen internationaler Zusammenarbeit? Dazu haben wir zunächst geschaut, welche größeren Projekte aktuell laufen. Und dann haben wir die Kolleg*innen zügig angefragt, ob sie Lust hätten mitzumachen. Und so haben wir dann sukzessive aus den Zusagen ein erstes Programmgerüst gestrickt.

Drei Menschen sitzend auf der Bühne
Eröffnet wurde das Symposium von Marion Ackermann (l.) und Hermann Parzinger (r.). Moderiert wurde von Kathleen Reinhardt, der Direktorin des Georg Kolbe Museums (m.). Foto: SPK / Stefan Fischer
Eine Frau steht an einem Pult
Golda Ha-Eiros, Senior Curator of Anthropology am National Museum of Namibia (Windhoek), war eine der Panelist*innen zum Thema "Confronting Colonial Pasts, Envisioning Creative Futures". Foto: SPK / Stefan Fischer
Foto eines Panels auf der Bühne
In den Panels konnten sich verschiedene Projekte der Stiftung austauschen. Hier spricht Stefan Weber (3. v.l.), der Direktor des Museums für Islamische Kunst über "shared knowledge, shared responsibility in times of war" am Beispiel Aleppos. Foto: SPK / Stefan Fischer

War es schwierig, so kurzfristig Redner*innen zu mobilisieren?

Wagner: Das Schöne an dieser Tagungsvorbereitung war, dass die meisten, die wir angefragt haben, sofort zugesagt haben und sich gefreut haben über den Anlass, das Zusammenkommen und den Austausch. Leider konnten nicht alle Projekte der SPK zur Sprache kommen, aber wir haben unser Bestes gegeben, ein möglichst diverses Programm zusammenzustellen. Es war leider auch der knappen Zeit geschuldet, dass wir dabei recht pragmatisch vorgehen mussten. Ziel war es, die großen Themen und Sammlungsbereiche zu berücksichtigen und vor allem natürlich, daraus einen roten Faden für das Programm zu entwickeln.
 

Das war mit Sicherheit herausfordernd.

Wicke: Wir hätten natürlich gerne noch viel mehr Themen abgedeckt und viel mehr Kolleg*innen eingeladen. Aber die größte Herausforderung war letztlich, das Symposium in so kurzer Zeit auch organisatorisch umzusetzen. Wir haben es natürlich trotzdem auf die Beine gestellt, was eine Herausforderung war in so einem kleinen Team.

 

Hermann Parzinger sprach ja in seiner Eröffnungsrede auch davon, dass er gerne inhaltlich noch mehr involviert gewesen wäre, wenn er die Zeit gehabt hätte. Konnten er und Marion Ackermann dennoch Akzente im Programm setzen?

Wicke: Der Austausch zwischen den beiden war wirklich fruchtbar und sehr wichtig für das Gelingen des Projekts. Nur durch die enge Zusammenarbeit und das Aufnehmen sehr vieler Impulse beider konnten wir das Ganze zu einem erfolgreichen Abschluss bringen. Man hat sehr deutlich gemerkt, wo beide herkommen. Hermann Parzinger ist natürlich ein trainierter Wissenschaftler durch und durch mit jahrzehntelanger Erfahrung in wissenschaftsbezogenen Veranstaltungsformaten. Für ihn lag ganz klar der Fokus auf dem wissenschaftlichen Format der Panels, Präsentationen und Diskussionen. Marion Ackermann kommt aus der Kunst und richtete ihren Blick auf das Übergreifende, das Vereinende und auch das Zukünftige: Wie stellen wir uns auf in puncto Nachhaltigkeit? Welche Themen sind für das Publikum wichtig? Wie können wir zu neuem Publikum kommen? Beide haben so komplementär zentrale Aspekte miteingebracht, die wir dann in unserem Programm versucht haben, umzusetzen.

Zwei Menschen stehen an Säulen gelehnt

Die Impulsgeber*innen

Das Symposium fand anlässlich der Amtsübergabe vom scheidenden SPK-Präsidenten Hermann Parzinger an seine Nachfolgerin Marion Ackermann statt. Beide haben maßgeblich an dem Symposium mitgewirkt. Foto: SPK / Stefan Fischer

Wagner: Wir hatten mit beiden spannende Treffen, wo man natürlich gemerkt hat, dass sie die Projekte gut kennen, aber gleichzeitig auch unterschiedliche Perspektiven mitbringen. Bei Herrn Parzinger war es vor allem der direkte Bezug zu den Forschungsprojekten aus den letzten Jahren. Für Frau Ackermann war es hingegen ganz wichtig, auch in die Selbstreflexion zu gehen und ganz bewusst offene Formate miteinzuplanen, wie zum Beispiel einen Workshop, den wir an Tag Zwei angeboten haben.

Im Haus Bastian.

Wagner: Genau, dieser fand in einem World-Café-Format statt. Ziel war es offene Fragen, auch an die zukünftige SPK mitzunehmen – Stichwort: Future.  Das Symposium sollte eben kein Sich-selbst-auf-die-Schulter-klopfen sein, sondern eine kritische Neuaufstellung der Stiftung. Wo stehen wir und was sind wichtige Fragen für die Zukunft?

Wicke: Wir haben versucht, unterschiedliche Formate in die Tagung einzubauen. Es wurden Filme gezeigt haben, Vorträge gehalten und das Ganze für Diskussionsrunden geöffnet. Der Mix hat das alles sehr fruchtbar gemacht.

Menschen stehen in einem Raum
Im World-Café-Format im Haus Bastian ging es um Perspektiven auf die Zukunft der Sammlungen. Foto: SPK / Stefan Fischer
eine Gruppe Frauen sitzt an einem Tisch
Die designierte Präsidentin der SPK, Marion Ackermann (2. v.l.) bei einem Workshop im Haus Bastian. Foto: SPK / Stefan Fischer

Haben sich denn schon potenzielle Vernetzungen über das Symposium hinaus ergeben?

Wicke: Es ist noch etwas zu früh, um das sagen zu können. Aber das bisherige Feedback zeigt, dass es ein guter Startpunkt ist. Solche Austauschformate sollten auch zukünftig in der Stiftung stattfinden. Vor allem der gemeinsame Austausch in den Diskussionsrunden war enorm wichtig. Man hat da bereits gesehen, dass die unterschiedlichen Projekte miteinander ins Gespräch kommen und sich auch zu kritischen Fragen und Fallstricken beraten haben.

Wagner: In manchen Panels hat man auch gemerkt, dass eine projektübergreifende Zusammenarbeit bereits schon existiert, z.B. als es um Archive und Datenbanken ging. Andere Panelist*innen haben sich tatsächlich direkt vor Ort vernetzt, und dass obwohl man vielleicht aus einer ganz anderen Fachrichtung kommt.

 

Mit ein paar Tagen Abstand: Gibt es bereits erste Learnings?

Wagner: Für mich ist das größte Learning, bzw. eine positive Überraschung, wie toll es ist, wenn man auch externe Partner*innen zum Austausch einlädt, vor allem aus dem Ausland. Das hat die Tagung insgesamt sehr bereichert. Deswegen hatten wir uns auch dafür entschieden, das Symposium komplett auf Englisch zu halten. Das hat den Austausch auf jeden Fall befördert.

Wicke: Aber es hat super funktioniert und hat deutlich gemacht, mit wie vielen internationalen Partner*innen die Sammlungen der SPK zusammenarbeiten. Das ist einem oft gar nicht so bewusst, dass es so viele Projekte in der Stiftung gibt. Und wir haben ja hier nur einen Bruchteil vorgestellt.

Panel auf einer Bühne
Am Abschlusspanel des Symposiums nahmen auch Marion Ackermann und Hermann Parzinger teil. Hier spricht gerade Sabyasachi Mukherjee, Director General des Chhatrapati Shivaji Maharaj Vastu Sangrahalaya (CSMVS) in Mumbai. Foto: SPK / Stefan Fischer
Gruppenfoto auf einer Bühne
Zum Abschluss kamen nochmal alle Teilnehmenden zusammen. Foto: SPK / Stefan Fischer

Zeit für das nächste Symposium?

Wagner: (lacht) Der Wunsch, sich inhaltlich auszutauschen ist auf jeden Fall sehr groß, und wir müssen auf jeden Fall wieder mehr ins Gespräch kommen. Das Inhaltliche ist im Zuge der Strukturreform vielleicht ein kleines bisschen in den Hintergrund getreten. Es wird Zeit, dass wir wieder mehr über Inhalte sprechen und die Möglichkeiten für den Austausch schaffen.


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