Manuela Krüger, Magazinverwalterin im Kunstgewerbemuseum im Schloss Köpenick

Was macht Kohl in Köpenick?

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Warum das Kunstgewerbemuseum weder dem Senat noch dem neuen Kanzler Platz machen wollte, erzählt Manuela Krüger.

Ich bin in Köpenick aufgewachsen und war als Kind sehr oft im Schloss. Damals hätte ich mir nicht vorstellen können, dort einmal zu arbeiten. Mit dem Ziel, Maskenbildnerin zu werden, habe ich ursprünglich Friseurin gelernt. Zum Glück merkte ich früh, dass dieser Job auf die Dauer nicht das Richtige für mich sein würde. In Leipzig schien sich eine interessante Alternative zu bieten – ein Museologie-Studium. Dort wurden aber nur zehn Leute pro Studienjahr angenommen und man riet mir, den Museumsbetrieb erst einmal gründlich kennenzulernen. Also bin ich zur Kaderabteilung der Staatlichen Museen marschiert und habe gesagt: Ich möchte an den Museen arbeiten, egal was und wo.

So bin ich ins Kunstgewerbemuseum im Schloss Köpenick gekommen, wo gerade eine Leiterin der Aufsichten gesucht wurde. Diese Stellen waren für viele in der DDR ein Sprungbrett in den Museumsbetrieb. Man muss sich den Job nicht so vorstellen wie heute. Damals wachten Rentner über die Museumsschätze und um die musste sich jemand kümmern.

1989 ergab sich die Chance, auf die Stelle des Magazinverwalters umgesetzt zu werden, der bisherige hatte sich in Richtung Westen verabschiedet. Dadurch konnte ich mich endlich noch intensiver um meine geliebte Kunst kümmern und bekam eine Delegierung zum Museologie-Fernstudium in Leipzig. Dann kamen der Mauerfall und die Einheit und eine ungewisse Zukunft für Schloss Köpenick.

Die Gerüchte wurden immer lauter. Sie besagten, dass das Schloss als Kunstgewerbemuseum aufgegeben und die Kunst nach Tiergarten, in den West-Berliner Teil der Sammlung, geholt werden sollte. Ebenso wurde erzählt, Kanzler Kohl suche ein neues Gästehaus der Bundesregierung und sei sogar schon im Schloss gesichtet worden.

Ab 1991 begann die Räumung der Bestände Richtung Tiergarten, da der Berliner Senat behauptete, Schloss Köpenick sei dermaßen baufällig, dass es unverantwortlich sei, dort Kunst zu bewahren und Besucher einzulassen. Wir sollten nur noch mit Bauhelmen arbeiten. Uns leuchtete das nicht ein. Das Schloss wurde zu DDR-Zeiten seit 1963 bei laufendem Betrieb Stück für Stück saniert. Warum sollte es plötzlich einfallen?

Manuela Krüger, Magazinverwalterin im Kunstgewerbemuseum im Schloss Köpenick
Manuela Krüger © SPK / Werner Amann
Jochim Worm, Großer Gießlöwe aus dem Lüneburger Ratssilber, von 1540
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Karen Bartsch

Manuela Krüger

Geboren 1967 in Ost-Berlin
Seit 1988 am Kunstgewerbemuseum im Schloss Köpenick (Ost-Berlin), Magazinverwalterin

Wir wollten auf keinen Fall, dass das Haus als Museumsstandort geschlossen wird, haben uns mit dem Köpenicker Bürgermeister und dem Kulturamt in Verbindung gesetzt und eine Unterschriftensammlung für ein Bürgerbegehren initiiert. An einem Sonnabend im Januar 1992 fuhren dann der damalige Kultursenator Ulrich Roloff-Momin und der Stiftungspräsident Werner Knopp, die Generaldirektoren und beide Direktoren unseres Museums in Köpenick vor, um zu entscheiden, ob das Haus für die Sammlung weiter genutzt wird und ob es offen bleibt oder nicht.

Der Innenhof war voller Menschen, die für den Erhalt des Schlosses als Kunstgewerbemuseum demonstrierten. Uns war es egal, ob unser Protest personalrechtliche Konsequenzen haben könnte. Wenige Tage später kamen die erlösenden Nachrichten. Der Senator erklärte, Schloss Köpenick bleibe ein Standort für das Kunstgewerbemuseum und werde, solange es die Baumaßnahmen zulassen, bei offenem Ausstellungsbetrieb generalsaniert. Das war geschafft!

Kunstgewerbemuseum

Das Kunstgewerbemuseum ist das älteste seiner Art in Deutschland. Es beherbergt weltberühmte Zeugnisse des europäischen Kunsthandwerks und Designs, darunter prunkvolle Reliquiare aus Gold, kostbare Vasen aus Glas oder Porzellan, fein bestickte Kleider, bis hin zu Klassikern modernen Industriedesigns.
Die Dauer- und Sonderausstellungen des Kunstgewerbemuseums sind an zwei Orten in Berlin zu sehen: am Kulturforum nahe dem Potsdamer Platz und im Schloss Köpenick, wo Meisterwerke der Raumkunst vom 16. bis 18. Jahrhundert gezeigt werden.

Website des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin