Drei Jahre lang erforschte das Zentralarchiv die Provenienzen der Sammlung Berggruen. Die Ergebnisse zeigt die Ausstellung „Biografien der Bilder. Provenienzen im Museum Berggruen“
Hat ein Kunstwerk eine Biografie? Wer waren die Eigentümer? Und unter welchen Umständen hat es seine Besitzer gewechselt? Diese Fragen stehen im Zentrum der Ausstellung „Biografien der Bilder. Provenienzen im Museum Berggruen. Picasso – Klee – Braque – Matisse “. Zum Abschluss eines dreijährigen Provenienzforschungsprojektes erzählt sie bislang unbekannte Wege und Geschichten um Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen, u. a. von Pablo Picasso, Paul Klee, Henri Matisse und Georges Braque, aus der ehemaligen Privatsammlung Heinz Berggruens.
Links: Paul Klee „Lebkuchenbild“, 1925, Rechts: Rückseite mit Provenienzhinweisen © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Andres Kilger
In dem vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekt wurden die Provenienzen der 135 vor 1945 entstandenen Gemälde, Skulpturen und Werke auf Papier dieser Sammlung der Nationalgalerie untersucht. Bei keinem davon war ein NS-verfolgungsbedingter Verlust festzustellen, mit Ausnahme von vier Gemälden, die jedoch bereits in den Nachkriegsjahren wieder an ihre ursprünglichen Besitzer restituiert und von diesen später verkauft worden waren.
Da die Geschichte der Sammlung auch zahlreiche Verbindungen zum internationalen Kunstmarkt des frühen 20. Jahrhunderts aufweist, ist dieser ein wesentliches Thema der Ausstellung. Nach einem einführenden Raum zu Kunsthändlern und Sammlern folgt ein Kapitel zum NS-Kunstraub in Frankreich an den Beispielen Alphonse Kann und Paul Rosenberg. Ein Raum ist dem berühmten Galeristen Daniel-Henry Kahnweiler gewidmet, ein weiterer Picassos Umfeld. Entsprechend dem Sammlungsschwerpunkt Heinz Berggruens ist auch Paul Klees und Pablo Picassos Rezeption in den USA Thema. Da im Fokus der Ausstellung die Besitzergeschichte der Kunstwerke vor 1945 steht, veranschaulichen Objektbiografien zu ausgewählten Kunstwerken die einzelnen Themengebiete.
Als künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Provenienz und Raubkunst ist die zeitgenössische Installation „La loi normale des erreurs – Projet Picasso, version Berggruen“ des französischen Künstlers Raphaël Denis Teil der Ausstellung. Sie widmet sich den Enteignungen von Kunstwerken durch den Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR), Hauptakteur des nationalsozialistischen Kunstraubs im besetzten Frankreich. Der Installation sind Werke aus dem Bestand des Museum Berggruen gegenübergestellt, die von den Beschlagnahmungen des ERR betroffen waren und nach Kriegsende restituiert wurden, wie z. B. Picassos „Sitzender Akt, sich den Fuß trocknend“ von 1921. Die Ausstellung ist eine Kooperation der Nationalgalerie und des Zentralarchivs der Staatlichen Museen zu Berlin.
Zu der Ausstellung erscheint eine Publikation, die den Bestandskatalog des Museum Berggruen u. a. durch die im Projekt ermittelten Provenienzen ergänzt. Essays und Biografien zu ausgewählten Werken veranschaulichen die Geschichte der Sammlung und führen in die Komplexität der Provenienzen und ihrer Erforschung ein. Rückseitenfotos, historische Aufnahmen, Porträts der Sammler und Händler, ein Werkverzeichnis und ein Glossar runden den Band ab.