Alle Arten von Provenienzforschung, Voranbringen der Wissenschaft und diverse Bauprojekte: Der SPK-Präsident über die erreichten und geplanten Meilensteine seiner Amtszeit.
Was hat sich in der SPK in den letzten zehn Jahren geändert?
Die SPK ist zu einem wichtigen Akteur in der Forschungslandschaft geworden. Wir haben die Entwicklung und Profilierung unserer Standorte erheblich vorangebracht, die Bedeutung von Bildung und Vermittlung hat enorm zugenommen. Provenienzforschung ist überall zu einer Selbstverständlichkeit bei der Auseinandersetzung mit der Sammlungs- und Bestandsgeschichte geworden. Aus der Digitalisierung von Beständen ist eine wirkliche digitale Transformation der SPK geworden, und die fünf Einrichtungen der SPK fühlen sich stärker als jemals zuvor gemeinsamen Zielen verpflichtet.
SPK-Präsident Hermann Parzinger © Herlinde Koelbl
Auf welches Projekt, welche Ausstellung, welche Publikation sind Sie besonders stolz und warum?
Die Fertigstellung und Eröffnung des Neuen Museums wird noch für lange Zeit ein herausragender Höhepunkt in der SPK-Geschichte sein. Entsprechendes gilt für die Erwerbung der Amerikanischen Reisetagebücher von Alexander von Humboldt, eine sog. Jahrhunderterwerbung für die Staatsbibliothek zu Berlin. Zu den großartigsten Ausstellungen gehören für mich „Gesichter der Renaissance“ 2011 im Bode-Museum mit ihrer unglaublich eindrucksvollen Gegenüberstellung von Portraitkunst als Malerei, Graphik und Skulptur sowie die ebenfalls 2011 im Pergamonmuseum gezeigte Präsentation „Die geretteten Götter aus dem Palast von Tell Halaf“ mit der Wiedergeburt der in Zehntausende von Bruchstücken zerborstenen Skulpturen. Eine Wiedergeburt, die an ein Wunder grenzt.
Womit sind Sie am schönsten gescheitert?
Mit der Beschleunigung von verwaltungstechnischen Abläufen und dem Umzug der Alten Meister. Letzteres hat uns aber immerhin ein neues Haus für die Kunst des 20. Jahrhunderts eingebracht.
Was hat Sie am meisten überrascht?
Positiv: Bei Gesprächen mit Stiftungsmitarbeitern aller Einrichtungen überrascht mich immer wieder das hohe Maß an Identifikation mit der SPK, auch wenn dies (glücklicherweise) nicht mit Kritiklosigkeit einhergeht. Negativ: Wie schnell bestimmte kulturpolitische Themen plötzlich die Kraft von Naturgewalten annehmen können, die scheinbar alles hinwegspülen und eine differenzierte Betrachtung kaum mehr zulassen.
Wo sehen Sie die SPK 2028 - Was sollte in den nächsten zehn Jahren passieren?
Die Marketinganstrengungen haben dazu geführt, dass die SPK als moderner und einmaliger Kosmos von herausragenden Sammlungen unterschiedlicher Sparten gesehen wird, der mit Hilfe von Ausstellungen Kulturgutschutzprojekten und Kooperationen unterschiedlichster Art weltweit agiert, in Wissenschaft und Forschung ebenso wie bei Bildung und Vermittlung international Standards setzt, die digitale Transformation erfolgreich bewältigt und weiter vorantreibt und auf allen Gebieten der Provenienzforschung (weiterhin) Vorbildfunktion besitzt. Museumsinsel und Humboldt Forum haben sich zu einem lebendigen Ort der Weltkulturen entwickelt, das Kulturforum ist nach der Eröffnung des Museum des 20. Jahrhunderts zu einem weiteren kulturellen Hot Spot in der Stadt Berlin geworden, und in Dahlem schreitet die bauliche Realisierung des Forschungscampus' zügig voran.