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„Für wen sind wir da?“ – Julien Chapuis

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Im altehrwürdigen Bode-Museum gibt es die Skulpturensammlung und die Sammlung für Byzantinische Kunst zu bestaunen – aber interessiert das im 21. Jahrhundert noch? Auf jeden Fall! findet der 2008 angetretene Direktor Julien Chapuis und geht innovative Wege der Ausstellung und Vermittlung.

Was hat sich im Bode-Museum in den letzten zehn Jahren geändert?

Im Vergleich zu 2008 ist das Bode-Museum viel farbiger geworden. In der Neueinrichtung (2005-2006) hatte man sich fast ausschließlich für weiße Wände entschieden. Nur die Kabinette im Obergeschoss an der Spree— und Kupfergrabenseite waren in Grün- und Rottönen gestaltet. In den Sälen mit weißen Wänden waren die Luxwerte trotz Verschattungen viel zu hoch. Die nun farbigen Ausstellungsräume haben die Luxwerte deutlich gesenkt, was zu besseren konservatorischen Bedingungen beiträgt. Darüber hinaus bewirken die neuen Wandfarben einen feierlichen Eindruck, der von den Besuchern überaus positiv wahrgenommen wird.

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Julien Chapuis, Leiter der Skulpturensammlung und Sammlung der Byzantischer Kunst im Bode-Museum © Staatliche Museen zu Berlin

In den letzten Jahren hat sich das Bode-Museum auch sehr stark geöffnet. Wir stellen uns jetzt viel selbstverständlicher die Frage „Für wen sind wir da?“. Wir haben seit einem Jahr eine neue Mitarbeiterin im Bode Museum, María Lopéz-Fanjul, die Kuratorin für Outreach. Ihre Rolle ist es, die Bedürfnisse der Besucher in alle Arbeitsabläufe des Museums durchdringen zu lassen.

Das bedeutet beispielsweise, Ausstellungsbeschriftungen zu hinterfragen, ob diese für den Besucher verständlich sind. Museum Outreach bedeutet, zu versuchen, Leute an das Haus zu binden, die vorher nicht da waren. Outreach bedeutet aber gleichzeitig Inreach, weil es darum geht, Kuratoren und die Leute, die schon seit Jahren hier sind, für die Bedürfnisse der Besucher zu sensibilisieren und allmählich dazu zu bringen, dass die Interessen der Vermittlung wirklich im Museumsalltag präsent sind. Es geht um eine Mentalitätsänderung innerhalb der Institution.

Bode-Museum
© Staatliche Museen zu Berlin / Bernd Weingart
April 2017: Führung eines Kamerateams durchs Depot
April 2017: Führung eines Kamerateams durchs Depot © SPK/Birgit Jöbstl
Ausstellungsansicht „Unvergleichlich: Kunst aus Afrika im Bode-Museum“
Ausstellungsansicht „Unvergleichlich: Kunst aus Afrika im Bode-Museum“ © Staatliche Museen zu Berlin/David von Becker
Workshop im Rahmen von lab.Bode
Workshop im Rahmen von lab.Bode © lab.Bode/Staatliche Museen zu Berlin/Lina Ruske

Bode-Museum

Das Bode-Museum der Staatlichen Museen zu Berlin krönt die Nordspitze der Museumsinsel. In dem 1904 vollendeten Gebäude befinden sich heute die Skulpturensammlung, das Museum für Byzantinische Kunst und das Münzkabinett. Zudem werden dort rund 150 Bilder der Gemäldegalerie präsentiert.
Die Konzeption des als Kaiser-Friedrich-Museum errichteten Gebäudes geht auf Ideen der Kronprinzessin Victoria aus den frühen 1880ern zurück, die Wilhelm von Bode in die Praxis umsetzte. 1956 erhielt es nach seinem geistigen Schöpfer den bis heute beibehaltenen Namen: Bode-Museum.

Website des Bode-Museums

Auf welche Ausstellung sind Sie besonders stolz und warum?

Es freut mich besonders, dass die Ausstellung „Unvergleichlich: Kunst aus Afrika im Bode-Museum“ , die bis zur Einrichtung des Humboldt Forum zu sehen sein wird, eine sehr positive Resonanz gefunden hat.  Eine Hauptbotschaft der Ausstellung ist, dass es viel mehr gibt, was Kulturen verbindet, als was sie trennt. Dass diese Botschaft gut ankommt ist besonders in einem Zeitalter von steigendem Nationalismus und Populismus sehr ermutigend.

Womit sind Sie am schönsten gescheitert?

Mit der Zusammenführung der Gemäldegalerie und der Skulpturensammlung.

Was hat Sie am meisten überrascht?

Dass das Thomas-Mann-Gymnasium in Reinickendorf das Bode-Museum 2012 zu seinem „Hausmuseum“ erklärte.

Wo sehen Sie das Bode-Museum 2028 - Was sollte in den nächsten 10 Jahren passieren?

Das Projekt „lab.Bode“, das von der Kulturstiftung des Bundes großzügig  finanziert wird, erlaubt es uns, bis 2020 neue Vermittlungsformate zu entwickeln und zu erproben. Mein größter Wunsch ist es, dass die jüngeren Generationen sich dieses traditionsreichen Haus aneignen und zu einem Ort machen, an dem relevante Themen von heute besprochen werden können.


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