Fotocollage mit Innenräumen aus 5 verschiedenen SPK-Häusern

Im Fokus 2021: Aufbruchstimmung

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Autonomie, Eigenverantwortung, Flexibilität, Mehrwert. Und natürlich die große Frage, was die Besucher*innen zwischen Museumsinsel und Kulturforum künftig erwarten dürfen? Welche Themen setzen die Einrichtungen der SPK? Seit der Wissenschaftsrat im Sommer 2020 seine Empfehlungen abgegeben hatte, dreht sich der Reformprozess der Stiftung Preußischer Kulturbesitz um diese Fragen und Vokabeln. Welchen Weg der Stiftungsrat aus Bund und Ländern für die SPK beschließen wird, steht noch aus.

Nichtsdestotrotz hat die Reform im Inneren der SPK schon sehr an Fahrt aufgenommen, viel bewirkt und folgt einer Dynamik, die auch von drängenden gesellschaftlichen Fragen bestimmt ist: Wie nachhaltig ist die SPK? Wie divers stellt sie sich auf? Wie wird das Museum der Zukunft aussehen? Das Diskursinterview des Jahresberichts 2021 befragt dazu drei „Macherinnen“, die sich mutig und munter dem Wandel stellen: Nina Schallenberg, Kuratorin am Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin und neue Nachhaltigkeitsbeauftragte der SPK, Claudia Banz, Kuratorin am Kunstgewerbemuseum und Andrea Scholz, Kuratorin am Ethnologischen Museum und neue Referentin für transkulturelle Zusammenarbeit.

Fotocollage mit Innenräumen aus 5 verschiedenen SPK-Häusern

In den vielfältigen "Maschinenräumen" der SPK © SPK / Benne Ochs / photothek.net / Florian Gaertner

Im Maschinenraum der SPK ist durch die Reformdebatte eine ganze Menge in Bewegung geraten. Wie erleben Sie die Stiftung momentan? 

Claudia Banz: Ja, es passiert viel Positives. Bestes Beispiel ist die Dienstvereinbarung „Mobiles Arbeiten“. Das ist ein ganz zentraler Punkt und für den Arbeitsflow eine ganz elementare, zeitgemäße Entscheidung. 

Was die Strukturreform angeht, sind wir eben immer noch im Prozess. Extrem positiv empfinde ich, dass viel mehr geredet wird als früher und man sich mehr austauscht - auch mit Kolleg*innen, mit denen man vorher wenig zu tun hatte. Nina Schallenberg und ich begegnen uns jetzt öfter. Schade finde ich, das eine andere zentrale Sache noch nicht angegangen wurde: die künstlerische Vergabe, das Kerngeschäft des Kuratierens. Da gibt es noch ganz großen Justierungsbedarf. Aber ansonsten erlebe ich auf dem Riesenschiff SPK gerade ganz viele fröhliche und motivierte Leute, die sich engagieren und Dinge anstoßen. 

Frau Schallenberg, hat diese kreative Unruhe nur was mit der Reform zu tun? 

Nina Schallenberg: Die Reform mag den Austausch durchaus beflügeln, allerdings hat das Thema Nachhaltigkeit unabhängig davon viele Kolleg*innen zusammengebracht. Ich bin erst vier Jahre in der Stiftung.  Als ich anfing, habe ich das Thema Nachhaltigkeit angesprochen, wurde aber abgeblockt. Das ist jetzt anders. Wir denken darüber nach, wie man das Thema Nachhaltigkeit systematisch angehen könnte. Ich hatte ganz am Anfang meiner Tätigkeit mal versucht, Zahlen zum Papierverbrauch des Hamburger Bahnhofs zu ermitteln und musste mich dafür durch die ganze Stiftung telefonieren.

Das war frustrierend, aber auch wunderbar, weil ich auf diese Weise viele Kontakte knüpfen konnte und die doch sehr komplexe Struktur begriffen habe. Wenn ich Leuten gesagt habe, wo ich arbeite, kam oft als erste Reaktion: ‚Ah echt? Du Arme musst auf diesem unflexiblen Schiff arbeiten, das vor lauter Bürokratie nicht bewegungsfähig ist?‘ Dann habe ich aber nur gesagt: ‚Da arbeiten aber nette Leute auf dem Schiff. Gemeinsam kriegt man was hin.‘  Natürlich sind manche Sachen einfach bürokratischer als anderswo. Es macht trotzdem Spaß, hier zu arbeiten. Und es gibt eine große Offenheit. Auch und gerade für das Thema Nachhaltigkeit. 

Ist der Eindruck richtig, dass es eine Bewegung war, die von unten entstanden ist? 

Nina Schallenberg: Genau. Ich habe über Recherchen verschiedenste Leute kennengelernt. Und alle einte der Wunsch, dass man in diesem Bereich etwas tun muss. Das hat natürlich auch mit der gesellschaftlichen Debatte um green culture zu tun. Da können und dürfen wir nicht abseits stehen. Es herrscht inzwischen ein gesellschaftlicher Druck.

Andrea Scholz: Mir geht’s ähnlich wie Nina Schallenberg: Ich habe mit den internationalen Kooperationen mein eigenes, ‚neues‘ Thema. Schon als Volontärin habe ich angefangen, Kooperationsprojekte mit indigenen Communities in Amazonien zu organisieren.  Ich bin davon überzeugt, dass ethnologische Museen heute eigentlich nur einen Sinn haben, wenn sie sich viel stärker für die Menschen öffnen, aus deren Ländern die Sammlungen kommen. Den Menschen in Amazonien geht es gar nicht in erster Linie darum, eine schöne Ausstellung zu machen. Die wollen den Austausch. In dieser Hinsicht hat sich in den vergangenen fünf Jahren wirklich eine Menge getan. In der Diskussion um den kolonialen Kontext von Sammlungen wird sehr stark polarisiert. Mich interessiert nicht nur die Frage, was die Sachen hier machen. Ich will bewahren, was noch da ist. Und zwar nicht im Sinne der Objekte, sondern im Sinne der Praktiken, der Menschen und der Beziehungen.Und zur SPK kann ich nur sagen: Sie wird ja oft dafür kritisiert wird, ein anonymer Apparat mit Stechuhr zu sein, wo man nur ein Rädchen im Getriebe ist. Ich erlebe auch Hierarchien, die sich gegenseitig blockieren, sehe aber auch positive Veränderungen. Mit dem mobilen Arbeiten wird nun ein ziemlich großer Schritt in die richtige Richtung getan: nämlich hin zu mehr Vertrauen, hin zu einem positiveren Bild der Leute, die die SPK ausmachen. Gleichzeitig muss in Sachen Verwaltung noch eine Menge passieren. Ich meine nicht nur das komplizierte Vergaberecht. Die Verwaltung muss auf innovative Projekte besser reagieren und verstehen, worum es inhaltlich geht. 

Gibt es eine Stelle wie Ihre auch an anderen europäischen Museen?

Andrea Scholz: Im Gegensatz zum anglo-amerikanischen Raum ist das in Europa noch relativ selten. Hier sind die Kurator*innenstellen in den ethnologischen Museen häufig eher regional orientiert. Die SPK ist da ganz sicher ein Vorreiter.

Nochmal zurück zum Thema Nachhaltigkeit. Ihre Taskforce, Frau Schallenberg, hat erreicht, dass sich die SPK dazu verpflichtet, vor 2035 klimaneutral zu werden. Ein ziemlich schneller Erfolg, den man jetzt nicht unbedingt erwartet hätte. 

Nina Schallenberg: Zum einen gibt es den besagten gesellschaftlichen Druck, der wiederum in einen politischen Druck mündet. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien hat schon im Laufe des vergangenen Jahres signalisiert, dass das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig ist und die Stiftung Fakten liefern muss. Sowohl im Betrieb der Liegenschaften, als auch in den Programmen. Das hat es für uns einfacher gemacht. Zudem hat die Taskforce sehr effizient gearbeitet. Wir hatten uns paar Rahmenbedingungen selber gesetzt, die uns das Arbeiten erleichtert haben. In der SPK ist man noch nicht so firm in kooperativen Arbeitsweisen. Wir mussten uns das beibringen, auch mit externer Unterstützung durch ein Beraterteam, das uns sehr geholfen hat, uns diesen Prozess des ‚Uns-findens‘ zu erarbeiten. Wir haben auch gelernt, wie man in so einem sehr heterogenen Team zusammenfindet und konzentriert an einer Fragestellung arbeitet. Die in diesem gemeinschaftlichen Prozess entwickelten Vorschläge und Strategien haben den Präsidenten sehr überzeugt. 

Welche Hürden sehen Sie auf dem Weg in eine nachhaltige SPK?

Nina Schallenberg: Die Investitionskosten auf dem Weg zu klimaneutralen Gebäuden werden enorm sein. Das ist klar. Und zudem wird es eine Herausforderung sein, unser Nachhaltigkeitsteam zu etablieren. 

Frau Banz, Sie haben das altehrwürdige Kunstgewerbemuseum am Kulturforum immer wieder mit aktuellen Fragen konfrontiert. Auch bei Ihnen spielte die Nachhaltigkeitsdebatte eine Rolle. Wie sehen Sie Ihr Haus in der Zukunft?

Claudia Banz: Unser Alleinstellungsmerkmal ist doch, total nah am Leben zu sein. Deswegen halte ich es auch für extrem wichtig in der heutigen Zeit, die gesellschaftlichen Diskurse, die uns alle umtreiben, aufzugreifen: Klimawandel, nachhaltige Materialien, Ressourcenschonung, transparente Produktions- und Lieferketten, Kreislaufgesellschaft. Das sind auch alles Themen, mit denen sich Designer*innen auseinandersetzen. Aber es ist natürlich ein Unterschied, ob man versucht, ein Museum thematisch und inhaltlich zu verändern oder eine Nachhaltigkeitsgovernance aufzubauen. Ich sehe uns als Museum für Gestaltung, das aktuell und offen ist und wegkommen muss von der klassischen Präsentation. Ich würde gern noch mehr Studierende oder junge Leute ins Boot holen. Auch sollten wir das Thema ‚Bürgerwissen‘ künftig ernster nehmen. Wir dürfen wir uns mit unserem Museum und unserer Sammlung nicht abschotten.

Ich betrachte unsere Sammlung als eine Art Startrampe, um aktuelle Fragen beantworten zu können. Auch die Fragen, zu denen du arbeitest, Andrea. Wir sollten mehr transnational und transmuseal denken. In diesem Fall würde ich mir sogar wünschen, dass wir wieder zurück in die Zukunft des 19. Jahrhunderts blicken, als nämlich Kunstgewerbemuseen alles gesammelt haben. Und zwar nicht, weil es Rumpelkammern waren, sondern weil Gestaltung als globales Phänomen verstanden wurde. Warum muss ein Stuhl aus Tansania oder ein Textil aus der Südsee in der Abteilung „Afrika“ oder „Ozeanien“ ausgestellt werden? Und ein Stuhl, der in Deutschland oder Frankreich entstanden ist, wird dann wie selbstverständlich bei uns gezeigt? Mit der „Connecting Afro Futures“ Ausstellung habe ich dieses Prinzip gehörig unterlaufen und dann wurde gleich gefragt: ‘Wieso findet das bei euch statt? Das gehört doch ins Ethnologische Museum.‘ Tell me why! Ich würde mir wirklich wünschen, dass wir global denken und diese Trennungen aufheben. Und warum dürfen eigentlich im Humboldt Forum nur ethnologische Sammlungen gezeigt werden? Das finde ich ein bisschen schade. 

Andrea Scholz:  Ich finde das auch schade, weil so viel Potential verloren geht. Da muss eine Zeitenwende her. Mit dem Ibero-Amerikanischen Institut versuchen wir uns gerade an einem Verbundprojekt im „Fond Kultur Digital“ der Kulturstiftung des Bundes, das Sammlungen aus ganz unterschiedlichen Kontexten miteinander vernetzen will. Eine Hürde der Interdisziplinarität, aber sinnvoll. Ich würde mir mehr solche Projekte wünschen, denn davon würde auch der Verbund SPK profitieren. 

Nina Schallenberg: Claudia, wie leicht ist denn der Austausch zwischen den Häusern, hinsichtlich der Ausleihe von Objekten? 

Claudia Banz: Einen Leihvertrag muss man immer machen. Es kommt aber wirklich auf einzelne Kurator*innen an. Generell würde ich mir mehr Offenheit und Flexibilität wünschen, auch mal vom eigenen Haus zu abstrahieren. Wir sind doch wirklich ein SPK-Schiff. Es kann doch nicht immer nur um Deutungshoheiten gehen, man braucht doch auch Verständnis füreinander.

Porträt einer Frau
Nina Schallenberg, Kuratorin am Hamburger Bahnhof und Nachhaltigkeitsbeauftragte der SPK CC NC-BY-SA SPK/D. Twillemeier
Porträt einer Frau mit Mikrofon
Andrea Scholz, Kuratorin am Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin und Referentin für transkulturelle Zusammenarbeit© SPK/photothek.net/Inga Kjer
Porträt einer Frau
Claudia Banz, Kuratorin am Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin © Chiara Wettmann
Die Ausstellung Food Revolution 5.0 im Berliner Kunstgewerbemuseum
Die Ausstellung Food Revolution 5.0 im Berliner Kunstgewerbemuseum © Kai von Kotze
Vier Forscher*innen mit ethnologischen Objekten
Zusammenarbeit im Depot des Ethnologischen Museums: Andrea Scholz, Aloisio Cabalzar, Guilherme Pimentel Tenorio und Damião Amaral Barbosa (v.l.). © SPK / Photothek / Inga Kjer

Damit sind wir bei der Mehrwert-Diskussion, die ja den Reformprozess der SPK maßgeblich bestimmt. Wie kann man die Vernetzung strukturell organisieren? Wie kann Offenheit und Flexibilität erreicht werden? 

Andrea Scholz: Ich würde die Leute stärker motivieren, in Teams zu arbeiten, weil es einfach gar nicht anders geht. Dennoch gibt es da immer noch Hürden. Ich habe das bei den Planungen für das Humboldt Forum oft erlebt. Deshalb gibt es dort auch nur wenige zusammenhängende Erzählungen. Zum anderen zweifeln viele immer noch an der eigenen Selbstwirksamkeit. In meiner neuen Position versuche ich relativ stark, Teams zu organisieren und glaube, dass es uns gelingen muss, Hierarchien abzubauen. Sonst sind wir nicht zukunftsfähig. 

Nina Schallenberg: Ein Mehrwert der SPK sind die unterschiedlichen Sammlungen unter einem Dach. Auch aus der Nachhaltigkeitsperspektive wäre eine einrichtungsübergreifende Zusammenarbeit sehr wünschenswert, weil dann nicht so viel von außen geliehen werden muss. Wenn wir unsere Bestände zusammenbringen, vernetzen und konfrontieren, haben wir ja schon wahnsinnig viel zu tun. Man muss den Kopf bewegen, nicht unbedingt das Material. 
Man könnte beispielsweise sagen: Wir fördern Ausstellungen stärker, die zum größten Teil aus unseren eigenen Beständen heraus kuratiert sind. Oder wir schreiben einen Preis aus für die beste Ausstellung aus unseren Sammlungen. Dann lernt man die Bestände ja noch viel besser kennen, weil man auf einmal mehr als einen Blick auf den Bestand hat. Das ändert auch diese alleinige Deutungshoheit, die dann eine*r über seinen/ihren Sammlungsbereich aufbaut und niemanden hineinlässt. 

Wäre das eine Zukunftsoption, Frau Banz? 

Claudia Banz: Ich finde schon, dass bei den Staatlichen Museen zu Berlin ein sehr elitärer Status kultiviert wurde. Es reicht aber nicht mehr, Fachwissen nur zu beherbergen, wir müssen damit hinaus in die Welt und umgekehrt auch die Welt zu uns hineinlassen. Dass impliziert auch, dass wir uns als Wissenschaftler*innen neu aufstellen müssen. Wir sind im 21. Jahrhundert, da passen die alten Strukturen nicht mehr so gut. 

Andrea Scholz: Auch im Stellenplan müsste doch sichtbar sein: Was ist eigentlich unser Ziel? Was wollen wir eigentlich in zehn Jahren erreichen? Was brauchen wir dafür? Und wie verteilen wir da unsere Ressourcen und wie arbeiten wir vor allem gut zusammen?

Wie könnte denn das Museum der Zukunft aussehen? 

Nina Schallenberg: Auch wenn ich mich wiederhole: Wir sollten dieses vorhandene Netzwerk, das sich andere Institutionen extern erarbeiten müssten, besser nutzen. Das herrscht zu viel Stillstand, der aufgebrochen werden müsste. Hier gibt es doch Möglichkeiten und Potentiale, die wiederum eine besondere Form von Kreativität erzeugen. Bei manchen Fragestellungen macht wiederum die Frage nach der Perspektive einer anderen Institution des Verbundes ganz viel auf. Darum würde ich diesen Netzwerkgedanken systematischer verfolgen.

Claudia Banz: Außerdem muss die Vermittlung mehr von den Museen aus gedacht werden. Dazu braucht man auch mehr Personal. Das ist ganz zentral. Und wenn dann noch die Verwaltung optimiert wird, damit wir Kurator*innen nicht dreiviertel unserer Zeit mit dem Schreiben von Anträgen verbringen, dann wäre das ideal und wir könnten unser Potential viel besser ausschöpfen.

Andrea Scholz: Wir sollten uns immer wieder klarmachen, dass wir als Museen auch immer ein Spiegel der Gesellschaft sind. Deshalb müssen wir uns fragen, was wir eigentlich sein wollen und sein können. Wie sehen wir als Museum die Zukunft der Gesellschaft? Da spielt das Thema „Angst“ eine Riesenrolle: Angst vor Veränderungen, Angst vor Verlust. Das bezieht sich auch auf das Thema Nachhaltigkeit. Damit müssen wir uns auseinandersetzen. Ist eigentlich alles, was wir machen so extrem wichtig? Oder jazzen wir auch ganz viel extrem hoch?  Wie kommen wir aus dem ständigen Krisenmodus? 

Nina Schallenberg: Netzwerken um des Netzwerk willen bringt natürlich überhaupt nichts. Es muss inhaltlich motiviert sein. Und das kann man nur, wenn man vernünftig arbeiten kann.  Und deshalb glaube ich, dass diese Strukturreform eben auch nötig ist. Es kann beispielsweise nicht sein, dass die inhaltliche Erarbeitung eines Vermittlungsprogramms von Stellen entschieden wird, die außerhalb der Museen sitzen. Wir sind jetzt dazu übergegangen, eine Kollegin aus der Verwaltung, die unsere Projekte bearbeitet, in unseren Jour Fixe aufzunehmen. 

Aber der Strukturwandel ist ja kein Problem der SPK allein. Auch in anderen Kultureinrichtungen geht es doch um Selbstdefinitionen, Narrative, Personal, Nachwuchsgewinnung und Innovationsfähigkeit. Tauschen Sie sich über die Kultur des Wandels aus?

Claudia Banz: Natürlich sind das generelle museale Fragen. Aber in der SPK versuchen wir die Quadratur des Kreises. Bei den Staatlichen Museen sollen wir alle unser individuelles Profil schärfen, gleichzeitig wollen wir aber auch im Verbund arbeiten. Für die Zukunft muss man sich ganz klar entscheiden.  Wenn jetzt das Weiterbestehen des SPK-Verbunds von Bund und Ländern beschlossen wurde, was ich sehr begrüße, dann sollten wir uns auch auf die Stärkung des Verbunds ausrichten. Es ist dann eben sehr problematisch, wenn man einzelne Häuser jetzt wieder individualisiert. Wichtig ist, dass die bessere Ausstattung, die der Wissenschaftsrat angemahnt hat, jetzt auch kommt. Man muss sich entscheiden, ob wir ein großes Museum mit 17 Abteilungen sein wollen oder aber 17 einzelne Häuser. Ich bin ganz klar für die Vernetzung.

Was lässt Sie optimistisch in die Zukunft schauen? Wird am Ende alles gut?

Claudia Banz: Mich lässt hoffen, dass tatsächlich etwas in Bewegung ist. Ich merke das an meiner eigenen Arbeit absolut. Das ist für mich schon extrem positiv.  Für das Kunstgewerbemuseum wäre es wirklich wichtig, dass wir uns stärker als Museum für Gestaltung begreifen, das in Interaktion mit der Gesellschaft tritt. Wir müssen am Puls der Zeit bleiben, um relevant zu sein. Ich denke, dass wir schon auf einem guten Weg sind. Es gibt insgesamt viel frischen Wind in der SPK, sich zu vernetzen, individuell, bilateral, trilateral. Da geht auch noch mehr. Am Ende liegt es an jeder/m Einzelnen von uns, wie weit sie/er bereit ist, ihre/seine Energie einzubringen. 

Nina Schallenberg: Ich bin sehr optimistisch, weil wir gerade schon sehr viele Projekte in Sachen Nachhaltigkeit auf den Weg gebracht haben. Das reicht von klitzekleinen Sachen wie z.B. einem Leitfaden zum Thema Kopierpapier bis hin zu großen Dingen wie einem Vorschlag zur Nachhaltigkeitsgovernance für die Stiftung. Es stimmt mich sehr optimistisch, zu sehen, mit welcher Freude, das geschieht. Man sieht viel Zufriedenheit bei denjenigen, die daran mitwirken. Wir werden in den nächsten anderthalb Jahren, in denen Daniel Naumann und ich als Nachhaltigkeitsbeauftragte im Amt sind, diese Sachen mitverfolgen und es wird einiges bewegt werden. Das spürt man bei jeder AG-Sitzung oder bei jedem Taskforce-Treffen und ich bin mir total sicher, dass noch ganz viel von dieser Energie quer durch die ganze Stiftung abgegeben wird an alle unsere Kolleg*innen.

Frau Scholz, wo holen Sie Ihre Energie her?

Andrea Scholz: Aus diesem Treffen beispielsweise. Ich habe jetzt zwei richtig tolle Kolleginnen kennengelernt und weiß gar nicht, mit wem ich zuerst vernetzen würde. Es gibt in dieser Stiftung viele Leute, die richtig viele Ideen haben, und die mir gedanklich sehr nahe sind. Das gibt mir Optimismus.