Eine fotografische Spurensuche von Anna Szkoda zu Nachlässen im Museum für Fotografie, in der Staatsbibliothek Unter den Linden, im Staatlichen Institut für Musikforschung, im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, in der Kunstbibliothek und im Ibero-Amerikanischen Institut
Wie in einem nicht enden wollenden Labyrinth bahnen sich die einzelnen Wege durch Bücherschluchten, Treppenhäuser, Untergeschosse und schmale Gänge. Alle offenbaren sie dasselbe: eine Welt voller Geheimnisse, voller Hinterlassenschaften einer alten Zeit. Tagebücher, Briefe, Zeichnungen, Fotografien, Filme – und manchmal sogar eine Locke oder eine getrocknete Wiesenblume.
Die fünf Einrichtungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz sind eine erste Adresse, wenn es um Nachlässe berühmter Persönlichkeiten geht – von der Pianistin Clara Schumann bis zur umstrittenen Regisseurin und Fotografin Leni Riefenstahl, vom Dirigenten Hans von Bülow bis zum Möbelgestalter Erich Dieckmann, vom Geografen Hans Steffen bis zum Komponisten Franz Kullak. Akkurat aufgearbeitet und konservatorisch einwandfrei verwahrt, manchmal sogar schon digital erfasst, wartet das Leben in den Schachteln auf Forscherinnen und Forscher, die die Noten, Sätze, Symbole, Zeichen und Chiffren zu lesen verstehen. Und immer wieder stellt sich die Frage, die auch das vorhergehende Interview zu Emil Nolde bestimmt: Welche Verantwortung kommt denen zu, die mit diesen Hinterlassenschaften umgehen? Und lässt sich mit den Dingen wirklich ein Leben nachzeichnen, das so und nicht anders stattgefunden hat? Bestimmt gar der Nachlassgeber die Sicht auf eine künstlerische Biografie? Wie geht man mit gelüfteten Geheimnissen um?