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Der Tempel der westlichen Moderne

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Die Neue Nationalgalerie ist zurück. Ein erster Blick in die frisch sanierten Ausstellungsräume eines der schönsten Museen der Welt

Nach sechsjähriger Sanierungsphase wird am 21. August eines der vielleicht schönsten Ausstellungshäuser der westlichen Moderne wiedereröffnen. Denn mit dem Bau der Neuen Nationalgalerie hatte der Architekt und letzte Bauhaus-Direktor Ludwig Mies van der Rohe Ende der 1960er-Jahre ein wahres Juwel geschaffen. Seine Idee des Minimalismus, der zufolge weniger mehr ist, hat in diesem Tempel aus Licht, Glas und Stahl seine vielleicht letztgültige Gestalt gefunden. Bei der Eröffnung des neuen Museumsbaus, ein Jahr vor dem Tod von Mies im Jahr 1969, war ihm ein weiterer großer Wurf gelungen.

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Die Neue Nationalgalerie erstrahlt in neuem Glanz © Christoph Mack

Dabei war der Entwurf, der der Neuen Nationalgalerie zugrunde lag, zunächst gar nicht für ein Museum entwickelt worden. Als Mies im Jahr 1962 vom Senat West-Berlins den Auftrag erhalten hatte, am Kulturforum ein Museum zu errichten, griff er auf einen Entwurf zurück, den er zuvor für eine nie gebaute Konzernzentrale von Bacardi in Santiago de Cuba entwickelt hatte. Wenn man also später die Neue Nationalgalerie, das einzige Bauwerk übrigens, das Mies nach dem Zweiten Weltkrieg noch in Deutschland errichtet hat, als moderne Spielart des antiken Podiumstempels pries, so sollte man nicht vergessen, dass es ursprünglich gar nicht um einen Kultur-, sondern um einen Wirtschaftsbau ging.

Dabei war in den ersten Entwürfen bereits vieles enthalten, wofür die Neue Nationalgalerie später so gerühmt worden ist: das auf acht Stützen gelagerte Dach, vor allem aber der stützenfreie Innenraum, der einen barrierefreien Blick durch den gesamten Glaspavillon hindurch ermöglicht.

Doch auch an der vollendeten Moderne nagt der Zahn der Zeit. Wegen Sanierungsarbeiten musste die Neue Nationalgalerie 2015 geschlossen werden. Die Planung und Durchführung erfolgte durch das Büro von David Chipperfield. Nun sind die Arbeiten abgeschlossen. Ab 21. August sind wieder Ausstellungen zu sehen, und zwar „Alexander Calder. Minimal / Maximal“, „Rosa Barba. In a Perpetual Now“ und „Die Kunst der Gesellschaft 1900–1945. Die Sammlung“. Eines der wichtigsten Gebäude Berlins ist bereit, seine Besucher zu empfangen.

Glasfront der Neuen Nationalgalerie, die umliegenden Häuser spiegeln sich darin
© Christoph Mack
Eine äußere Stahlsäule der Neuen Nationalgalerie
© Christoph Mack
Außentreppe mit der Neuen Nationalgalerie im Hintergrund
© Christoph Mack
Außenansicht einer Ecke des Gebäudes
Die Neue Nationalgalerie ist zurück © Christoph Mack
Blick auf die St. Matthäus-Kirche von der Neuen Nationalgalerie aus
Blick auf die St. Matthäus-Kirche © Christoph Mack
Neue Nationalgalerie im Abendlicht
© Christoph Mack

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