Der Urbane Spaziergang hat in Berlin Tradition. Eine Wiederbegehung von Orten, an denen schon Döblin, Hessel oder Kästner rumflaniert sind.
Mitte ist ein Ort zwischen oben und unten. Während sich am Himmel Cumuluswolken von der Krone des Fernsehturms kitzeln lassen, quietschen gut 400 Meter darunter orangefarbene U-Bahn-Züge durch den Bauch der Stadt. Oben, da wacht eine geflügelte Nike über den Zugang zur alten Schlossbrücke, unten schleichen Tagediebe an dem preußischen Marmor-Cherub vorbei. Es sind die Wiedergänger der ewig Gleichen: Arbeiter, Spaziergänger, Zeitzeugen von Glücksminuten. Man sollte zu Fuß durch die Mitte laufen – vorbei an den neuen Franz Biberköpfen, an neuen Häusern, alten Bauten.
Zwischen Strandbar und Staatlichen Museen: Wer sich zur Mitte aufmacht begegnet Extremen
Dann wird man die Poesie der Stadt mit den Schuhen ertasten – am Boulevard Unter den Linden von Café zu Café springen, von links nach rechts, vom Lustgarten bis hinunter zum Alex. Die frische Luft, so spottete einst der Berufsspaziergänger Anton Kuh, müsse man bei der Flanerie schon in Kauf nehmen. Doch der Preis dafür ist nie zu hoch: Wer durch Mitte geht, der geht durch alle Extreme hindurch. Durch oben und unten; durchs Gestern ins Heute. In Mitte ist man stets mittendrin.